Virtuelles Kinderhaus Nordweststadt
Bei dem Projekt Virtuelles Kinderhaus Nordweststadt beschäftigten sich elf türkische, marokkanische, mazedonische und pakistanische Kinder im Alter von 10-12 Jahren mit sich selbst (virtuelle Steckbriefe), ihrer konkreten Lebensumwelt (virtuelle Stadtteilerkundung), dem Kinderhaus Nordweststadt (virtuelles Kinderhaus) und dem dazu gehörigen Abenteuerspielplatz (virtueller Abenteuerspielplatz). Zugleich erwarben Sie Grundkenntnisse des Programmierens. Das Ergebnis ist auf einer sehenswerten Multimedia-CD zusammengefasst.
Jedes Kind konnte selbst entscheiden welches Seitenprofil (Steckbrief) es von sich erstellen wollte. So entschied sich Özlem eine Seite über ihre Kindheit zu anzufertigen. Sie zeigt Fotos aus unterschiedlichen Altersphasen. Wenn ein Bild mit dem Curser berührt wird, blendet das Bild aus und es ist ein Text zu lesen, der über den Bild-Kontext berichtet. Des weiteren zeigt sie eine Seite über ihre Hobbies, ihre Heimat und ihre Lieblingsmusik. Mit Hilfe von Bildbearbeitungsprogrammen wurden die Seiten-Hintergründe ästhetisiert.


Beim virtuellen Stadtteilplan (Lebensumwelt) dominiert die Darstellung des Nordwestzentrums, offensichtlich ein Bereich, der für die Kinder eine besondere Bedeutung hat. Ihr Lebensumfeld, eine Retortenstadtteil am Rande des Einkaufzentrums, bietet wenig individuelle Gestaltungs- und Aneignungsformen an. Dem gegenüber verspricht das Einkaufszentrum mehr an Erlebnisvielfalt.
Sehr gut gelungen ist die Präsentation des Abenteuerspielpatzes. Der Grundriß des Abenteuerspielplatzes, der zum Kinderhaus Nordweststadt gehört, wurde als Eingangseite positioniert. Wenn nunmehr die User mit dem Curser über den Plan schweifen, öffnen sich unterschiedliche Seiten, so sind zum Beispiel Seiten über Pizza backen, eine Wasserschlammkuhle, ein Baumhaus und ein Kindertheater zu sehen.
Die Räume des Kinderhauses werden audiovisuell vorgestellt. Das Wochenprogramm wird ausführlich präsentiert. Ein besonderer Bereich, die Gruppenangebote, werden ausführlich mit Bild und Ton gewürdigt, z.B. ein Schlagzeugsoli der Kinder, das zusammen mit Rockmobil produziert wurden. Theater, Kino-, und Tanzaktivitäten der letzten Wochen werden gezeigt und es wird auf Veranstaltungen aufmerksam gemacht, so z.B. den Flohmarkt, Feste des Kinderhauses, Turniere und Ausflüge. Ein Kind hat selbständig ein Quiz entwickelt, das mit in die CD aufgenommen wurde. Ein Höhepunkt des CD ist der Ausschnitt eines selbst gedrehten und geschnittenen Videoclips.
Zu Beginn des Projektes hatten die Kinder, die alle aus sozial benachteiligten Familien, stammen, mit Ausnahme eines pakistanischen Jungen, keine Erfahrung im Umgang mit dem Medium Computer. Sie verfügten weder auf der diskursiven noch auf der sensomotorischen Ebene über gesellschaftlich anerkannte kommunikative Kompetenzen. Aus diesen Gründen wurde mit Mediator 6 eine Software eingesetzt, die es ermöglicht auf sinnliche Weise das Programmieren zu lernen. Der CD ist anzusehen, dass es den Kindern gelungen ist, sich nicht nur die Befähigung im Umgang mit Multimedia, sondern darüber hinaus auch eine in vielen Bereichen anspruchsvolle ästhetische Ausdrucksformen anzueignen.

