Ostafrika

Wiege der Menschheit

Im Verlauf von drei Jahren suchten Prof. Dr. Franz Josef Röll und Hildegard Wolf sechs Monate in Kenia, Tansania, Uganda, Zaire und Zimbabwe nach magischen Landschaften und ursprünglicher Tier- und Pflanzenwelt. Sie forschten nach den ersten Spuren der Menschheit und setzten sich mit den Mythen und Kulturleistungen der ostafrikanischen Völker auseinander. In dieser Region begegnen sich christliche, moslemische und animistische Religionen, aber auch Naturspiritualität und Ahnenkult sind lebendig und wichtig für viele Gemeinschaften. Darüber hinaus galt Ihre Aufmerksamkeit auch der Kolonialzeit mit besonderem Blick auf die die Rolle des deutschen Kaiserreiches. Ihre sozialästhetische Annäherung an Ostafrika konzentrierte ebenso auf das moderne Afrika sowie das Leben in den Dörfern und Städten. In einer symphonischen Montage von Bild und (Original)Ton verdichteten die AutorInnen ihre Recherchen zu einem poetischen Sittengemälde – ein Seh- und Hörerlebnis. In die einzelnen Sequenzen wird durch Live-Kommentare eingeführt.

1. Mythische Zeit Zu Beginn sind Trommeln (Nogmas) zu hören. Sie gelten in Ostafrika als ein Medium, um mit den Geistern, Ahnen oder Gottheiten in Kontakt zu treten. Sie sollen die Verbindung zwischen Menschen und den übernatürlichen Kräften stärken. Danach folgt ein gesprochener Schöpfungsmythos:
„Am Anfang, vor dem Werden der Zeit, bevor die Erde und die Sonne erschaffen war, herrschte über allem Thiel, der Gott des Weltalls. Unter seiner reinen, hellen, dunkelblauen Glockenwölbung, lag das Chaos der Nacht. Einst sah Thiel durch eine blaue Spalte und stieg durch die Öffnung. er schwebte über all den Wassern in denen das Chaos aufgelöst war. Mit seinem starken Atem teilte er die wirren Wasserwogen. Aus wüsten Fluten hob sich eine große Insel, fest aus Stein und Erde gefügt, in seinem Schoße tief durchglüht von Feuerflüssen.“

Gezeigt wird der Umriss der Erdkugel mit dem Urkontinent Gondwana. Im Zeitraffer ist zu sehen wie die Erde sich veränderte und der Kontinent Afrika sich bildete. Danach klingen wieder die Ngomas, nunmehr sind die Veränderung der Schädel von Homoniden (Vorfahren des Menschen) als Entwicklungsprozess zu erkennen bis am Ende der Homo Sapiens auftaucht. Geologen vermuten, dass vulkanische Tätigkeiten die Entwicklung der Savannenlandschaft begünstigte. Daher startet nach dem Prolog die Multivision mit vulkanischen Bildern (als symbolischer Hinweis auf den Grabenbruch), die von Aufnahmen von den Viktoriafällen abgelöst werden (Wasser als Symbol für das beginnende Leben auf der Erde). Danach folgen Sequenzen mit Urlandschaften, Gorillas (beeindruckende Erfahrung) und Großwildtieren in freier Natur (Big Five: Elefant, Büffel, Nashorn, Löwe und Leopard).

In Ostafrika, dem Ursprungsgebiet der ersten Menschen, leben über 200 verschiedene ethnische Gruppen, ein einzigartiges ethnisches Mosaik. Ein Teil der Stämme lebt überwiegend vom Ackerbau (Bantu: Chagga, Kamba, Kikuyu), andere Stämme leben von der Viehzucht (Niloten: Massai, Samburu). Die Massai sind besonders bekannt für ihre halbnomadische Lebensweise und ihre kulturellen Traditionen. Sie verfügen über reiche orale Traditionen, Tänze und Gesänge. Sie verstehen sich als Kriegerkultur, sie sind in starke Clan- und Altersgruppensysteme untergliedert. Die Altersklassen beginnt mit der Kindheit (0-12 Jahre). Die Kinder leben unter der elterlichen Obhut, sie haben keine gesellschaftliche Pflichten. Die Initiation (Beschneidung) markiert den Eintritt in die Phase des Reifebeginns (12-18 Jahre).

Die jungen Krieger (Murran) leben in Männerwohnlagern (Manyattas). Sie tragen spezifische Kleidung, Schmuck und Frisuren. Sie beschützen die Herden und lernen Kriegsführung, Gesänge, Tänze und Rituale (15-30 Jahre). Erst die älteren Krieger (Junior-Älteste), dürfen heiraten (30-45 Jahre). Den Ältesten (Ilpayiani) kommt die Rolle des Ratgebeurs zu. Bei ihnen steht die Familie im Fokus, sie verfügen über die politische und die religiöse Macht (45+ Jahre). Die Verehrung von Lengai steht im Zentrum des spirituellen Weltbilds der Massai. Lengai ist der Gott des Himmels, des Regens und der Fruchtbarkeit. Er gilt als Schöpfer aller Dinge. Mittels einer audiovisuellen Montage werden in der Multivision prähistorische Malereien, Landschaften sowie die Lebenswelt der Massai mit postmoderner Architektur kontrastiert.

2. Kolonialzeit Im zweiten Hauptteil werden drei Einflusskräfte im Zeitraum der kolonialen Eroberungen audiovisuell reflektiert. Zuerst wird afrikanische Kultur am Beispiel von Great Zimbawe gezeigt. Great Zimbabwe war eine antike Stadt und ein bedeutendes Zentrum der Bantu-Kultur, die zwischen dem 11. und 15. Jahrhundert in Südostafrika blühte. Die Stadt ist bekannt für ihre beeindruckenden Steinmauern, die ohne Mörtel gebaut wurden, und gilt als das größte steinerne Bauwerk südlich der Sahara. Die moslemisch geprägte Suahelikultur, die vor allem an der Küste Kenias und Tansanias verbreitet ist, entstand durch die Mischung verschiedener Einflüsse, darunter gibt es afrikanische, arabische und indische Elemente. Im 19. Jahrhundert begannen europäische Mächte, Interesse an Ostafrika zu zeigen, vor allem wegen seiner strategischen

Lage und seinen Ressourcen. Die wichtigsten Kolonialmächte waren Deutschland, Großbritannien und Belgien. Deutschland kontrollierte ab 1885 das Gebiet, das heute Tansania, Ruanda und Burundi umfasst, und nannte es Deutsch-Ostafrika. Die Deutschen versuchten, die Region wirtschaftlich zu entwickeln (Bildung, Infrastruktur, Landwirtschaft), führten aber auch menschenunwürdige Maßnahmen gegen die lokale Bevölkerung durch, insbesondere beim Bau einer Eisenbahn und während des Aufstands der Maji-Maji im Jahr 1905. Nach dem Ersten Weltkrieg wurde Deutsch-Ostafrika von den Alliierten erobert und unter britische Verwaltung gestellt. Der Kolonialismus in Ostafrika ist eine Zeit des Wandels, der Ausbeutung, aber auch des Widerstands und der Befreiung. Bis heute sind noch Spuren der deutschen Kolonialzeit erhalten.

3. Neuzeit Im dritten Hauptteil wird über den aktuellen Alltag (Märkte, Kultur, Lebensweise) in den Dörfern und Städten berichtet. Gezeigt wird die Faszination der ostafrikanischen Landschaft und der immense Tierreichtum, der jährlich Tausende von BesucherInnen motiviert nach Ostafrika zu fahren. In freier Wildbahn sind Wildtiere u.a. im Serengeti-Nationalpark (Tansania), dem Ngorongoro-Krater (Tansania), dem Maasai Mara Nationalpark (Kenia) und dem Amboseli-Nationalpark (Kenia) zu sehen. Der Lake Naivasha in Kenia ist weben seiner reichen Tierwelt sehr beliebt, vor allem wegen den Wasservögeln wie Pelikane und Reiher sowie Flusspferde und Krokodile. Der Lake Bogoria in Kenia ist bekannt für seine heißen Quellen, Geysire und die große Anzahl an Flamingos, die den See in bestimmten Jahreszeiten in ein rosa Blütenmeer verwandeln.

Bergwanderungen und Bergbesteigungen bieten die Möglichkeit intensiv Natur zu erleben, verbunden mit spektakulären ästhetischen Eindrücken. Im Verlauf ihrer Erkundungen wanderten die AutorInnen durch das Mt. Kenia-Gebirge, bestiegen die Vulkankegel des El Donyo Lengai, den heiligen Berg der Massai und den Mt. Meru, die geheimnisumwitterten Berggipfel des Mt. Ruwenzori (die Berge des Mondes) sowie den Eis- und schneebedeckten Gipfel des Kilimandscharo. In den unteren Lagen konnten sie jeweils Regenwälder bewundern. Hier wachsen üppige Bäume wie Mahagoni, Affenbrotbäume, Feigenbäume und verschiedene Arten von Farnen und Lianen. Grenzwertig und lebensgefährlich war die Besteigung des Bergipfels des Mt. Ruwenzori, da die AutorInnen beim Abstieg von einem Schneesturm überrascht wurden.