Myanmar – Birma
Buddhas goldenes Land
Sechs Reisen durch Myanmar führten Prof. Dr. Franz Josef Röll nicht nur zu den kulturellen Höhepunkten. Sein Interesse an den Besonderheiten des Landes lenkten ihn auch zu weniger bekannten Zielen. In seiner Multivisionsschau gewährt der Autor einen eindringlichen Blick in die vom Buddhismus und der Nutkultur (Animismus) geprägte Kultur des Landes, das wegen der langen Abgeschiedenheit noch viel an Ursprünglichkeit bewahrt hat. Die Liebenswürdigkeit und tiefe Gläubigkeit der Menschen hinterlässt bis heute bei jedem Besucher prägende Eindrücke. Diese Erlebnisse sind in einer Musik-Bild-Montage verdichtet, ergänzt wird dieser ästhetische Teil durch einen Live-Kommentar, bei dem auch über die aktuellen sozialen und politischen Lebensbedingungen berichtet wird. Aktuell leidet die Bevölkerung an den Auswirkungen eines verheerenden Erdbebens mit mehr als 3300 und an den Folgen des Putsches der Militärregierung.im Jahre 2021. Oppositionsgruppen leisten seither bewaffneten Widerstand.



Nach der Legende balanciert ein Haar von Buddha den goldener Felsen von Kyaikton. Tausende von Pilger fahren alljährlich zu diesem mystischen Ort, um dessen spirituelle Kraft zu spüren. In tiefer Gläubigkeit kleben sie feine Goldplättchen auf den Felsen oder bemühen sich durch Meditation spirituelle Kraft zu holen. Wenn auch dieser Ort eine besondere Ausstrahlung hat, so ist er doch nur einer von vielen mystischen und geheimnisvollen Orten in Myanmar. Im Süden des Landes gibt es viele nahezu unbekannte Orte, die einen eindrucksvollen Beleg von der tiefen Gläubigkeit der Burmesen geben. In Nawalpo beeindruckt ein zweiter goldener Felsen, vor dem majestätische Zewkabin-Gebirge stehen Hunderte von sitzende Buddhas, der Mandalafelsen von Pa‘an belegt die besondere Befähigung Natur und Kultur zu einer Einheit zu verschmelzen.
An den Wänden der Kawgun-Höhle sind Tausende von kleinen Buddhafiguren in den Fels gehauen, die ein beispiellose Stimmung vermitteln. Ebenso im Süden lassen sich viele Dokumente der Spendenfreudigkeit der Burmesen bewundern. In der Nähe von Mawlamyine hat im 19. Jahrhundert ein Reishändler ein Kloster gestiftet, das unterschiedliche buddhistische Baustile vereinigt. Im Kloster Seindon sind bedeutende Schätze der buddhistischen Kultur aufbewahrt, die vor Hunderten von Jahren dem Kloster gespendet wurden. Bei Mudon baut ein Abt nur von Spenden einen riesigen liegenden Buddhas (Win Sein Taw Ya). Im Körper gibt es mehrere Stockwerke. Es werden die unterschiedlichen Leben von Buddha gezeigt, zum Schluss die Hölle und am Ausgang sitzt der Abt und sammelt Spenden.



Jeder Junge muss mindestens eine Woche in seinem Leben in einem Kloster zugebracht haben. Wenn er zum ersten Mal in seinem Leben ins Kloster geht findet eine Initiationsfeier statt. Wie Fürsten werden die Kinder durch die Strassen und/oder Tempelanlagen getragen. Wenn ein Novize Mönch werden will braucht er die Erlaubnis der Eltern. Der Novize muss mindestens 10 Jahre alt sein. Er muss bereit sein die Regeln einzuhalten, ein einfaches Leben führen, das auf Meditation, Gebet und das Sammeln von Almosen ausgerichtet ist. Lange Mönchsreihen, die jeweils den Spendentopf tragen, erinnern daran, dass die Mönche täglich zu den Menschen gehen und um ihr Essen bitten. Mit jeder Gabe verbessert der Geber sein Kharma und verbessert damit seine Wiedergeburt. Derjenige der schenkt ist somit der Beschenkte.
Geschichte, Gegenwart und Zukunft von Myanmar lassen sich in Yangon am deutlichsten erkennen. Bis heute dominieren die Kolonialgebäude in der Innenstadt, auch das indische Viertel gibt Hinweis auf die koloniale Zeit, da die Mehrzahl der Inder als „Bedienstete“ der Englander nach Myanmar kamen. Die ersten Hochhäuser in der Nähe der Sule-Pagode und jährlich größere Werbeplakate verweisen darauf, dass Myanmar mit ganz langsamen Schritten den Weg in die Moderne beginnt. Die Gegenwart der Stadt wird von den kleinen Händlern und Geschäften bestimmt. Die Swedagon-Pagode, eine der bedeutendsten Heiligtümer Ostasiens, die Sule-Pagode und mehrere Buddhafiguren repräsentieren die religiöse Tradition dieser Stadt. Das Karaweik-Schiff (königliche Barke) ankert im Kandawgyi-See.




im Westen von Myanmar liegt das untergegangene, ehemalige indische, geheimnisvolle Königreich Arakan. Unzählige Pagoden und Tempel liegen verstreut nahe der antiken Hauptstadt MraukU. In MraukU kann man wuchtige Pagoden besichtigen, die wie Wehranlagen aussehen. Doch innen entfaltet sich eine außergewöhnliche Pracht. So sind im Sithaung Tempel in dunklen Gängen 80.000 Buddhafiguren in den Stein gemeisselt. Von hier ist es möglich mit schmalen Booten die entlegenen Dörfern der Chin (hier sind die alten Frauen im Gesicht vollständig tätowiert) zu besuchen. Tod und Leben wird hier als mythischer Kreis interpretiert. Der Körper wird als Fahrzeug betrachtet, die Seele als unsterblich angesehen. Das Begräbnis von Gestorbenen wird als Fest gefeiert, damit die Seele mit einem positiven Lebensgefühl auf die „Reise“ geht.
Die 40 Quadratkilometer große Tempelregion von Bagan gehört zu den bedeutendsten archäologischen Stätten in Südostasien. 2.000 Tempel sind innerhalb von 250 Jahren errichtet worden. Wie tief die burmesische Geschichte vom Buddhismus durchdrungen ist, lässt sich hier anhand der Malereien und Trerrakottatafeln und Steinreliefs trefflich nachvollziehen. In der Nähe von Bagan liegt das Zentrum der animistischen Nut-Kultur. Der Berg Popa, der als Monolith in einem Tal aus der Landschaft herausragt, gilt als Zentrum dieser Religion, die in den Glaubenskosmos des Buddhismus integriert wurde. Nutschreine finden sich nicht nur hier. Sie sind im ganzen Land verbreitet und helfen, die (bösen) Geister zu besänftigen und die guten Geister für sich zu gewinnen. Im Lebensalltag hat der Nut-Glaube eine sehr bedeutsame Akzeptanz.



In einer großartigen Landschaft gelegen verzaubert der Inle-See alle Besucher. Unvergesslich sind die Farbspiele, die morgens und abends auf dem See zu sehen sind und eine mystische Stimmung erzeugen. Es ist ein Ort, in dem sowohl Ruhe, Kontemplation und Entspannung erlebt werden kann und zugleich außergewöhnliche Erlebnisse möglich sind. Beeindruckend sind die bunten Märkte, Fischer, die mit den Beinen rudern, damit sie die Hände frei haben die Reusen zu setzen. Großen Eindruck hinterlässt die Fähigkeit auf dem See schimmende Gärten anzulegen, im Kloster Nga Phe Kyaung verblüffen springende Katzen. Geheimnisvoll sind die Pagoden von Kekku, dem zentralen Heiligtum des Pao Volkes. In der Paung Pagode sind Buddhafiguren mit Tausenden von Goldblättchen beklebt, sodass die Figur nicht mehr erkennbar ist.
Myitkyina ist das Zentrum des im Norden von Myanmar gelegenen Kachin-Staates. In diesem abgeschiedenen Teil des Landes leben zahlreiche Volksgruppen. Ganz in der Nähe befindet sich Myit Son, die Wiege des Irrawaddy, der mächtigen Wasserader von Myanmar. In der Nähe von Kyaington im Westen von Myanmar leben noch viele Minderheiten. Sie leben noch in ihren traditionalen Familienverbänden, so z.B. die Padaung, die Akhas, die Ann (Anu) und die so genannten Waldmenschen. Die Mehrzahl von ihnen sind Animisten, aber es gibt auch Stämme, die den baptistischen Glauben angenommen haben. Die kulturelle Vielfalt ist einzigartig und die Befähigung dieser Völker in Einheit mit der Natur zu leben und mit einfachsten Hilfsmittel ihren Lebensunterhalt zu erwirtschaften ist bewundernswert.



