Fälscherwerkstatt

Fälscherwerkstatt

Bilder vermitteln zwischen der Welt und dem Menschen, sie machen die Welt vorstellbar, da die Welt dem Menschen nicht unmittelbar zugänglich ist. Wegen der Genauigkeit, der Natur- bzw. Realitätstreue wurden Fotografien zu Beginn der Fotografie als Nachweis objektiver Tatsachen, als neutrale und objektive Botschaften interpretiert. Jeder Gegenstand auf einer Fotografie verweist auf ein real existierendes Gegenstück in der realen Welt, eine objetiv bestehende Tatsache. Dies verlieh dem Foto gegenüber anderen Bildern eine neue Art von Wirklichkeit (Buddenmeier). Ein Foto ist scheinbar ein Abbild der „Realität“. Dies bringt uns dazu, eine immanente Beziehung zwischen dem Foto und dem, was es abbildet herzustellen. Wir neigen dazu, den Fotos Wahrheitsanspruch zuzusprechen. Fotos sind daher schon immer ein bewährtes Mittel der Manipulation (Politik) und Verführung (Werbung).

Allerdings war es noch nie ratsam Fotos zu trauen, da durch die Gestaltung des Ausschnitts, die Perspektive, den Abbildungsmaßstab und die jeweils angewandte Bildgestaltung die Wahrnehmung des jeweiligen Objekts beeinflusst wird und damit jedes Foto letztlich eine Konstruktion von Realität bedeutet. Verweist die traditionelle Fotografie noch auf einen ursprünglichen Ereigniszusammenhang, steigern sich durch die Portentiale der Digitalisierung die Möglichkeiten der Beeinflussung, es kommt zur (tendenziell vollständigen) Auflösung bzw. Transformation des Verhältnisses von Bild (Aufnahmesituation) und Abbild (Foto). Nunmehr ist es dringend angezeigt, keinem Bild mehr zu trauen. Durch die „einfachen“ Möglichkeiten der digitalen Bildveränderung lassen sich Bilder problemlos umgestalten bzw. manipulieren. Die Tricks der Fälscher lassen sich am besten durchschauen, wenn man sie selbst anwendet.

Im Verlauf von zwei Seminaren lernten die Studierenden wie mit Adobe Photoshop Bilder ästhetisiert und mit Hilfe verschiedener Bildebenen (Integration von Fremdbildern) umgestaltet werden kann. Kennen gelernt wurden u.a. die Funktionen Radieren, Verwischen, Stempeln, Transparenz, Ausschneiden und das Überlagern von Bildern. Ebenso lernen sie wie der Kontrastumfang mit Hilfe der Tonwertkorrektur verändert werden kann. Ebenso wurden Erfahrungen gesammelt wie Farben intensiviert, abgewächt oder gänzlich verändert werden. Die Filtertechnik bietet eine Vielfalt von technischen Ausdrucksformen. Gleichwohl sollte Sie nur sparsam eingesetzt werden. Gelernt wurde auch wie Bilder geschönt werden können, damit diese Effekte auch in der Alltagspraxis erkannt werden.

Während die eigentlichen „Fälscher“ versuchen, ihre Veränderungen unsichtbar zu machen, wird bei dem hier vertretenen Konzept die „Fälschung“ erkennbar gemacht. Die „Fälschungen“ stehen somit in der Tradiktion von John Heartfield und Klaus Steak, deren Intention es war mittels Bildmontagen zu einem vertieften Problembewußtsein zu gelangen. Ebenso stehen die Ergebnisse in der Tradition von Rudolf Arnheim, der die Notwendigkeit sah mittels anschaulischem Denken zu einem differenzierteren Wahrnehmen zu gelangen. Gleichzeitig wurden im Verlauf der Seminare die Grundlagen ästhetischen Gestaltens vermittelt. Ebenso wurde gelernt, wie Bilder mit Mitteln der Bildgestaltung und der Topohrafie des Raumes psychoemotional aufgeladen werden können (symbolischer Diskurs).

Das Besondere an der aktuellen Contentphase ist, dass die StudentInnen bei der Produktion des Inhalts selbst beteiligt werden. Sie eignen sich den Lehrstoff durch Erstellung eines interaktiven Hypertextes eigenständig an. Dadurch entwickeln sie im Produktionsprozess metakognitive Fähigkeiten. Sie müssen sich immer in die Lage eines potentiellen Lernenden hineinversetzen. Dies löst metakognitive Frage- und Denkvorstellungen aus. Als notwendig erwies es sich, die Studierenden im Verlauf des Produktionsprozesses als Mentor bzw. Navigator zu begleiten. Zuweilen erarbeiten sie Textmodule, die in einen anderen Kontext gehörten Ebenso konnte beobachtet werden, dass in einzelnen Modulen (z.B. Medienkompetenz) für die Theorieentwicklung ganz wichtige Autoren nicht berücksichtigt werden.

Während die eigentlichen „Fälscher“ versuchen, ihre Veränderungen unsichtbar zu machen, wird bei dem hier vertretenen Konzept die „Fälschung“ erkennbar gemacht. Die „Fälschungen“ stehen somit in der Tradiktion von John Heartfield und Klaus Steak, deren Intention es war mittels Bildmontagen zu einem vertieften Problembewußtsein zu gelangen. Ebenso stehen die Ergebnisse in der Tradition von Rudolf Arnheim, der die Notwendigkeit sah mittels anschaulischem Denken zu einem differenzierteren Wahrnehmen zu gelangen. Gleichzeitig wurden im Verlauf der Seminare die Grundlagen ästhetischen Gestaltens vermittelt. Ebenso wurde gelernt, wie Bilder mit Mitteln der Bildgestaltung und der Topografie des Raumes psychoemotional aufgeladen werden können (symbolischer Diskurs).

Neben der Bearbeitung eines thematischen Bildes (z.B. Bildung, Sterbehilfe, Jugendkultur, hidden places) werden die Studierenden immer auch angeregt, ein Bildmotiv ihrer Wahl zu bearbeiten. Im idealen Falle werden als Vorlage für die geplante Montage immer selbst produzierte Fotos genutzt. Bei manchen Themen ist es aber durchaus sinnvoll auf Fremdmaterial zuzugreifen. Eine Teilnehmerin ließ sich von dem Film War Photographer von Christian Frei inspirieren. Für die Ebene 1 entschied sie sich für ein abstraktes Foto mit elliptischen Kreisen, das sie im Internet fand. Mit verschiedenen Filtern gestaltete sie einen artifiziellen Hintergrund. Aus dem Internet suchte sie ein Foto des Protagonisten James Nachtweih, isolierte es vom Hintergrund und integrierte es in das rechte untere Bildfeld (Ebene 2). Danach fand Sie das Foto eines asiatischen Jungen, der eine Bombe in der Hand hat. Auch dieses Motiv wurde von seinem Hintergrund herausgelöst. Anschließend verfremdete sie dieses Bild wiederum mit einem Filter (Ebene 3). Danach wurden die Ebenen 2 und 3 skaliert, d.h. proportional so in das Bild eingepasst, dass eine realistische Rahmenhandlung erkennbar war und gleichzeitig der Junge in die elliptische Struktur des Hintergrunds eingepasst wurde. Zum Schluss wurden Unsauberkeiten retuschiert. Insgesamt entstand ein surreales Bild, das den ursprünglichen Inhalt (Kriegsreporter) nicht mehr realistisch wiedergibt, dafür aber das Thema „Schnappschuss“ im doppelten Sinn der Bedeutung künstlerisch bearbeitet. Ein asiatischer Junge, der eine Bombe in der Hand hält, wird von einem europäischen Fotografen „abgeschossen“.