Out of Reality – Back to the dreams

Australien

Mythos Natur

Bei der Ankunft der Europäer vor 200 Jahren lebten etwa 300.000 australische Ureinwohner. Sie waren in 500 Stämmen organisiert. Die halbnomadischen Jäger- und Sammlerwirtschaft war perfekt an ihre Umwelt angepasst. Ihre sozialen, kulturellen und zeremoniellen Strukturen waren bis zu 40.000 Jahre alt. Das Land ist für die Aborigines heilig und wird als lebendiges Wesen betrachtet. Die Aborigines sehen die Natur nicht nur als Heimat, sondern als lebendigen Teil und Quelle ihrer Identität und Spiritualität. Sie glauben an eine enge Verbindung zwischen Menschen, Tieren, Pflanzen und dem Land. Aus ihrer Weltsicht kann die Natur nur durch ihre Mythen und Zeremonien zum Ausdruck kommen. Sie glauben an die Wiederkehr des Gleichen (Dreaming, Dreamtime). Es ist ein komplexes, zentrales Konzept der Spiritualität der Ureinwohner und zugleich eine Welterklärung. Es genügten 200 Jahre europäischer Zivilisation diese einzigartige Kultur nahezu völlig zu zerstören.

Nach dem Weltverständnis der Aborigines sind alle Lebensbereiche in einer höheren mystischen Einheit unauflöslich miteinander verbunden. Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft sind miteinander verflochten. Die Wurzel dieser höheren Einheit liegt in der Traumzeit. Nach dem Glauben der Aborigines traten in der Traumzeit mit übernatürlichen Kräften begabte Schöpferwesen aus der Erde hervor und wanderten umher. Auf dieser Reise durch die Weite des australischen Kontinentes gaben sie der unfertigen Welt ihre heutige Gestalt. Ereignisse aus der Traumzeit sind immer gegenwärtig und wirken in der täglichen Lebensführung nach.

18.000 km reiste Prof. Dr. Franz Josef Röll durch das australische Outback, um den Weg der Schöpferwesen (Ahnen) zu verfolgen. In seiner Multivisionsschau zeigt er die Schaffung der Erde, die Genesis, aus der Perspektive der australischen Ureinwohner. Ausführlich wird auf die Besonderheit der Tier und Pflanzenwelt eingegangen. Die Darstellung der verschiedenen Phasen der Entwicklung der Erde gerät durch die Einbeziehung historischer Bilder aus dem Leben der Ureinwohner im 19. Jahrhundert zu einem mythischen Bilderbogen zum Verhältnis Mensch und Natur.

Die monumentale australische Landschaft, die durch geologische Prozesse im Verlauf von 70 Millionen Jahren geschaffen wurde, und die einzigartige australische Pflanzenwelt (80% der australischen Pflanzenwelt kommt nur in Australien vor) wird mit außergewöhnlicher Intensität und Eindringlichkeit präsentiert. In der Multivision wird aus der Sicht der Aborigines gezeigt, wie sich durch die sogenannte Zivilisation Land, Leben und Alltag veränderten. Der Weg der Ahnen beginnt im Südwesten von Australien, am Wave Rock, eine etwa 2,7 Milliarden Jahre alte Granit-Gesteinsformation in Australien, die durch Erosion und Witterung zu einer

gigantischen Welle geformt wurde. Danach geht es zu den Pinnacles (Naumbung Nationalpark), mit ihren bis zu vier Meter hohen verwitterten Kalksteinsäulen. die Hamersley Range ist geprägt von zahlreichen Schluchten. In den Kimberleys und im Gebiet von Katherine haben sich durch zahlreiche Erdeinschnitte, die sogenannten Gorges eingegraben. Die Verknüpfung der reichhaltigen Kulturgeschichte und Traditionen der Aborigines mit der Natur wird besonders erkennbar im Arnhemland. Im Arnhemgebiet befinden sich auch bedeutsame Fundstellen der Felsbildkunst der Aborigines und viele heilige Plätze.

Kings Canyon, die Olgas und der Ayer Rock, die alle im sogenannten Roten Zentrum liegen, verkörpern Herz und Seele der Ureinwohner. Ayers Rock, dessen ursprünglicher Name Uluru war, hat für die Ureinwohner Australiens, insbesondere für die Anangu, eine immense kulturelle und spirituelle Bedeutung. Uluru gilt als ein heiliger Ort, der eng mit den Schöpfungsgeschichten und der Traumzeit verbunden ist. Die Anangu sehen den Felsen nicht nur als geographisches Merkmal, sondern als lebendigen Teil ihrer Kultur und Identität.

Uluru ist mehr als ein eindrucksvoller Felsen. Er ist sowohl ein Ort der Versammlung und als auch des Austauschs. Hier finden wichtige Zeremonien statt. Die Ureinwohner betonen die Bedeutung des Respekts für die Natur und die spirituellen Praktiken, die mit diesem Ort verbunden sind. Darüber hinaus ist der heilige Berg Uluru ein Symbol für den Kampf der Aborigines um Anerkennung und Selbstbestimmung. Der Schutz und die Bewahrung ihrer Kultur und ihrer heiligen Stätten haben daher für die Anangu eine zentraler Bedeutung.

Insbesondere am Beispiel einer Erzmine, verbunden mit der geschichtsträchtigen Musik von Liszt‘s Prelude (Siegesmeldungen der Wehrmacht wurden im Dritten Reich mit der gleichen Musik eingeleitet) wird die Zerstörung als ästhetisches Ereignis vermittelt, damit durch die Dissonanz von Ästhetik und Naturzerstörung der Eingriff des Menschen nachvollziebar wird. Gezeigt werdend die Schönheiten und Schattenseiten der Zivilisation des Erdteils (Verstädterung, Vereinsamung).

Die Schau wird durch Live-Kommentare und Live-Berichte begleitet. Die Botschaft der Multivisionsschau erschließt sich jedoch nicht nur durch die Sprache, sondern präsentiert sich vor allem durch die Montage von Bild und Ton (Musik). Die Schau orientiert sich an einem ganzheitlichen Denkansatz, bei dem Emotionen und Gefühle eine wichtige Rolle spielen. Bei dieser Methode wird der Zuschauer zum eigentlichen Produzenten, d.h. der Zuschauer wird mitbeteiligt bei der Interpretation des Werkes.