Alt hilft Jung
Das Jugendbüro Neu-Isenburg organisiert Seminare für SchulabgängerInnen, Lehrstellenakquisition und führt berufsbezogenes Training zur Vermittlung grundlegender Schlüsselqualifikationen durch. Bei dem Projekt „Alt hilft Jung“ werden die hauptamtlichen MitarbeiterInnen von SeniorInnen unterstützt, die freiwillig und ohne Bezahlung mit Jugendlichen im Jugendbüro (und außerhalb) Jugendliche betreuen. Bis vor kurzem noch selbst berufständig, geben sie jetzt ihre Berufserfahrung und Fachkompetenz an Jugendliche weiter. Sie unterstützen u.a. Schulabgänger durch Deutsch-, Mathe-, Englisch-Training, begleiten einzelne Jugendliche während der Ausbildung und auf dem Weg von der Schule in die Berufstätigkeit, helfen bei der Suche nach freien Stellen für Berufspraktika und der Berufsausbildung und stehen ihnen zum Teil über eine längere Phase als Mentoren zur Seite.
Die Aufgabe war ein Imageprodukt zu erstellen, um sowohl Jugendliche auf das Projekt neugierig zu machen, als auch bei Finanzgebern (Stadt) die Sinnhaftigkeit des Engagements des Vereins deutlich zu machen. Darüber hinaus sollte die Produktion bei Tagungen zur Selbstdarstellung einsetzbar sein.
Wir entschieden wir uns für das Medium Multivision (Verbindung von Dia, Ton und Computersteuerung), da dieses Medium Präsentationen in großen Sälen bei professioneller Bildqualität erlaubt. Die Fotos wurden mit analogen Spiegelreflexkameras erstellt (Olympus, Nikon). Ergänzt wurden die Aufnahmen mit Repros aus Vorlagen aus dem Archiv des Jugendbüros. Produziert wurde eine Multivision mit drei Projektoren auf ein Bildfeld. Programmiert und gesteuert wurde die Schau mit der Dataton-Technik. Der Ton wurde digital mit der Software Cool-Edit geschnitten.


Da es sich um ein Imageprodukt handelt, das sich an ein amorphes Publikum richtet, war von Anfang an klar, dass die inhaltlichen Teile mit sinnlich-ästhetischen Botschaften verknüpft werden müssten. Ziel der Produktion war nicht, allumfassend über den Verein zu informieren, sondern vor allem sensibel zu machen für die Aufgaben des Vereins. Aus diesen Gründen sollte die Emotion eine wichtige Rolle spielen. Die zufällig erzeugten Bilder in einem vorgegebenen Rechercheraum (Lebensraum Neu-Isenburg) gaben Anstoß für Assoziationen für weitere, wurzelhafte, fraktale Annäherungen an das Thema. Die ersten Ergebnisse wurden gemeinsam ausgewertet. Diskutiert wurde, ob der von den AutorInnen beabsichtigte Code von RezipientInnen erkannt werden kann. Die StudentInnen lernten, ob die Botschaften, die sie in dem Bild darstellen wollten, auch von anderen decodiert werden können.
Sie lernten, welche formalen Kenntnisse erforderlich sind, Motive präziser zu gestalten (u.a. Bildfülle, Aufnahmestandpunkt, Vermeiden von überflüssigen Informationen). Danach erfolgte eine zweite Erkundungsphase. Die Ergebnisse wurden nunmehr auf der Bedeutungsebene reflektiert. Welche Botschaften sind in dem Bild enthalten, gibt es Subtexte, unbewusste Botschaften, die als symbolische Codes in dem jeweiligen Bild enthalten sind. Anschließend folgte eine dritte Recherchephase. Ausgehend von den vorhandenen Bildern wurde ein Mindmap (Cluster) erstellt. Die Bilder wurden gruppiert und in einen visuell-ästhetischen Sinnzusammenhang gestellt. Parallel dazu wurden Interviews mit Passanten zum Thema „Was fällt Ihnen zum Thema ‚jung’ bzw. ‚alt’ ein“ geführt. Die Ergebnisse und Interviews mit den Vertretern des Vereins wurden in Soundbites unterteilt und thematisch gruppiert.


Bildblöcke und Tonblöcke wurden anschließend nach den Regeln der horizontalen Montage miteinander verknüpft, damit Spannung entstehen kann. Bei dieser Methode gibt es keine eindeutige dramaturgische Lösung. Mehrere Multivisionen sind mit dem gleichen Material denkbar. Wesentlich ist zu lernen, welche Montage zu welchen Vorzugsleserichtungen bei den RezipientInnen führt. Da unterschiedliche Zielgruppen angesprochen werden sollten, musste darauf geachtet werden, dass sowohl Jugendliche als auch Erwachsene mit Ihren Sehweisen abgeholt werden. Da Motive fehlten, so z.B. für die Bebilderung einzelner Interviews, wurde eine zielgerichtete vierte Recherche nach Bildern mit symbolischer Aussagekraft von einzelnen StudentInnen unternommen und/oder es wurden Reproaufnahmen aus Archivmaterial erstellt.
Eine Ton-Gruppe war zuständig, die Soundbites in kurze Wort-Blöcke zusammenzuschneiden und geeignete Musik zu finden und zu verdichten, die zu den Bildblöcken passend waren. Am Ende entstand ein Klangcollage, die die Vorlage gab für die Auswahl der Bilder. Der Ton wurde analysiert, d.h. es wurde genau festgelegt, wie viele Bilder in welcher Sequenz gezeigt, bei welchem Takt bzw. welchem Argument die Bilder gewechselt werden sollten. Die Musikanalyse bildete die Ausgangslage der Bild-Gruppe für die vertikale Montage (Zuordnung von Bild und Ton). Diese Gruppe musste dabei darauf achten, dass während der Wechsel der Bilder Inhalt, Farbe und Struktur der Bilder in einem Zusammenhang standen. Danach folgte die Programmierung und das Überspielen der Befehle auf einen Tonträger.

