Anne Frank Projekt

Anne Frank Projekt

Das Jugendbildungswerk Frankfurt hatte darum gebeten im Rahmen der Sozialpädagogik-Ausbildung eine interaktive Multimedia-CD zum Thema Anne Frank zu produzieren. Eine CD über Anne Frank kann einen Anstoß geben, sich mit. Von Anfang an bemühten wir uns, nicht zu “überzeugen“, sondern sinnlich begreifbar zu machen. Letztlich arbeiteten wir mit den gleichen Instrumentarien wie die Konsumkultur. Letztlich „verführen“ wir die Nutzer einen neuen Standpunkt einzunehmen. Seinen Standpunkt aufzugeben, führt zu einer Identitätsdiffusion. Einen neuen, erweiterten Standpunkt zu erwerben, fördert die Identitätsstabilisierung. Mit Vernunft, so unsere Erfahrungen lassen sich nur diejenigen überzeugen, die bereits überzeugt sind. Nur mit Hilfe von Emotionen und/oder ästhetische Erfahrung können starre Wahrnehmungsskripte aufgeweicht werden, so die Ausgangshypothese.

Derartige Produktionen dürfen nicht gut gemeint, sondern müssen gut gemacht sein, damit Anreiz und Motiv für ein amorphes Publikum geschaffen wird, sich die Multimedia-CD anzuschauen. Bedienungsfreundliche Editorenprogrammei erlauben es Produkte mit professioneller Wirkung herzustellen. Neben der hohen technischen Qualität bedarf es einer jugendgemäßen Logistik (Hyper-mediastruktur). Eine interaktive Multimedia-CD, die vielfältige und unterschiedliche Erfahrungsräume öffnen soll, muß Text, Sprache, Ton, Video, Grafik und Foto, synergetisch verbinden. Künstlerische Gestaltungen und ästhetische Verfremdungen gerade auch der inhaltlichen Teile (Geschichte von Anne Frank) sind unumgänglich. Die ästhetische Gestaltung ist Ankerpunkt und Lernfeld, sie begünstigt den Transfer zur intendierten Botschaft. Somit wird Methode und Inhalt miteinander verknüpft.

Neben dem Kerninhalt, wie die Geschichte der Anne Frank und den Widerstand in Amsterdam, der Präsentation der Zeitzeugen per Video, benötigt eine Multimedia-CD zu diesem Thema Erweiterungen. Daher werden Einblicke in die religiösen und kulturellen Hintergründe des Judentums gegeben. Das historische Amsterdam wird durch einen visuellen Streifzug ‚rekonstruiert‘. Weiterhin benötigt eine derartige CD einen Gebrauchswert. Sie muß relevante Informationen zum aktuellen Amsterdam enthalten. Das bedeutet in unserem Falle sowohl die Beschäftigung mit AMOC (Drogenhilfeeinrichtung), dem Skydome (Erlebnis-Stadion), als auch mit konkreten Informationen (Unterkünfte, Museenführer, Parkmöglichkeiten).

Produziert wurde die CD von Studierenden des Projekts Jugend an der Hochschule Darmstadt, FB Sozialpädagogik. Angewandt wird das Prinzip der Pädagogik der Unschärfe. Bei lernzielorientierten Projekten besteht die Gefahr, ein maschinisiertes Denken (In und Output als identische Größen) zu erwarten und damit zu produzieren. Jegliche Kreativität und ein eigenständiger Lernprozess ist hinderlich. Bei unscharfen Fragen werden kreative Denkprozesse ausgelöst und der Lernende integriert, ausgehend von seiner kognitiven Landkarte, seine bisherigen Lebenserfahrung in die zu bewältigende Aufgabe. Unscharfe Aufgaben umgehen die traditionelle Mixtur aus künstlicher Motivation und auferzwungener Disziplin.

Diese Methode erlaubt die Entwicklung eigener Lernstile und führt in der Regel zu anspruchsvollen und zugleich informativen Bildwelten. Die Bewältigung von Aufgaben ausgehend von der eigenen Selbst-Suche begünstigt die intrinsische Motivation und fördert das Denken in Zusammenhängen. Das führt zu einem erheblichen Kompetenzzuwachs und kreativer Selbstwahrnehmung. Abgesehen von dem Grundplan war nichts vorgegeben. Jegliche Erweiterungen, Veränderungen, Konkretisierungen waren erlaubt. Jeder Einzelne arbeitete an einem Themenschwerpunkt (Geschichte der Anne Frank, Judentum, Skydom, etc.) und erstellte eine Gammaversion von seinem Schwerpunkt. Nach Fertigstellung werden mögliche Verlinkungen erörtert und der Gesamteindruck diskutiert.

Entsprechend den Anregungen der anderen Studierenden wurde eine Betaversion produziert. Diese wiederum wurde wieder gemeinsam reflektiert und danach anderen Personen, den potentiellen Nutzern gezeigt. Deren Reaktionen wiederum bieten die Basis für die vorläufig endgültige Bearbeitung der Alphaversion. Mäanderhaft entstand Seite für Seite die CD. Es gab keinen Autor mehr (Dramaturg), der hinter dem Produkt stand und koordinierte. Das Produkt ist die Summe einer Wechselwirkung sich gegenseitig beeinflussender Faktoren. Niemals gibt es ein Endprodukt, sondern selbst die Alphaversion bedeutet nur ein punktuelles Festhalten. Jederzeit könnte die CD wieder erweitert bzw. verändert werden.
Heute wird diese Methode als Design-Thinking bezeich-