China Nord

Seidenstraße

In der Schau entfaltet sich die Vielfalt der chinesischen Kultur entlang der Seidenstraße. Die Seidenstraße ist ein historisches Netzwerk von Handelswegen, das im alten China begann und sich über Asien, den Nahen Osten, Nordafrika bis nach Europa erstreckte. Gezeigt wird dies am Beispiel der moslemischen, der buddhistischen und der daoistischen Kultur. Es werden zudem spektakuläre Landschaften präsentiert und es wird zugleich ein Einblick in die Exotik des chinesischen Alltags gegeben. Die Schau verbindet Live-Kommentar mit Montagesequenzen bei denen (Original)-Töne und Fotos als sinnlich-ästhetische Botschaft präsentiert werden. Fünf Reisen in das Gebiet zwischen Kashgar, Xi‘an und Peking, entlang der traditionellen Seidenstraße, bilden den Ausgangspunkt dieser Multivision. Erkundet wurden moslemische Kulturstätten, frühe buddhistische Höhlenklöster, heilige Berge des Daoismus, die besterhaltene Altstadt von Pingyao sowie die Prachtbauten der Kaiserzeit (Verbotene Stadt).

Die Multivision beginnt in Kashgar, dessen Stadtbild von der moslemischen Kultur geprägt ist. Die zentral gelegene Idkah-Moschee, eine der größten Moscheen in China, wurde im Jahre 1442 erbaut. Kashgar bildete den Schnittpunkt der nördlichen und südlichen Route entlang der Taklamakan und war zugleich das Tor zu den Pässen nach Zentralasien und Persien. Diese traditionsreiche Stadt an der Seidenstrasse wird seit Generationen von Uiguren bewohnt. Der Besuch des Sonntagsmarkts gibt noch heute einen authentischen Einblick in die Vergangenheit. Hier fühlt man sich zurückversetzt in frühere Jahrhunderte. Der Sonntagsmarkt von Kashgar gilt daher zu Recht als Inbegriff eines orientalischen Marktes. Auf dem Viehmarkt werden Kamele, Rinder, Esel, Schafe und Ziegen angeboten, Pferde werden eingeritten und Zähne geprüft.

Gemüse liegt neben Schafsköpfen, Wolle, Seidenstoffen, Bauholz, Hühnern und geflochtenen Strohmatten. Dieser Basar dient noch heute zur Versorgung der Bevölkerung und ist zugleich Informations- und Nachrichtenbörse. Weiter geht die Fahrt vorbei an der antiken Stadt Subashi am nördlichen Rande der Taklamakan-Wüste. Sie vermittelt, ebenso wie die Ruinenstädte Gaochang und Jiaohe, das eindrucksvoll auf einem Hügel zwischen zwei Flüssen liegt, einen Eindruck von der einstigen Größe. In einem der trockensten und heißesten Gebiete der Welt liegt Turfan, das aufgrund der unterirdischen Bewässerungskanäle, den Karez, wie eine Fata Morgana in der Wüste wirkt. Ein kultureller Höhepunkt der moslemischen Kultur entlang der Seidenstraße ist der 44 m hohe Turm der Emim-Moschee in Turfan.

Nie war die so genannte Seidenstraße nur eine Straße des Handels. Ebenso diente sie dazu, dass unterschiedliche Religionen, vor allem aber der Buddhismus, sich entlang dieser Handelsstraße verbreiteten. Der zweite Hauptteil der Schau rückt den Buddhismus in das Zentrum der Betrachtung. Die Bedeutung des Buddhismus in dieser Region ist erkennbar an den 1000 Buddha-Grotten von Kizil, die bereits im 3. Jh. n. Chr. angelegt wurden, den bezaubernden Wandmalereien der Grotten von Bezeklik und Dunhuang, der sixtinischen Kapelle des Buddhismus. Dunhang wurde bereits sehr früh zu einem bedeutenden Zentrum des Buddhismus. Über 1000 Grotten schlugen Mönche und Gläubige in den Fels und füllten sie mit Malereien und Statuen. Da sie erst spät entdeckt wurden, sind Wandmalereien und Buddha-Figuren der Mogao Grotten noch gut erhalten. Die Magao-Grotten sind ein

bedeutendes Zeugnis für den Austausch zwischen verschiedenen Kulturen, da sie Einflüsse aus Indien, Zentralasien und China vereinen. Auch der so genannte Hexi-Korridor, der Weg zwischen Dunhuang und Lanzhou, ist geprägt von der frühbuddhistischen Höhlenklösterkultur. Besonders beeindruckend sind die Matisi-Grotten (Pferdehuf-Grotten) aus dem 6. Jahrhundert, die riesige Buddhafigur bei den Binglingsi-Grotten und die spektakulär an einem Felsen hängenden Majishan-Grotten bei Tianshui. Ebenso beeindruckend sind die Yugang-Grotten in der Nähe von Datong und die Yumushan-Grotten, die nordwestlich der Stadt Guyuan liegen. Diese Grotten sind mit zahlreichen Statuen, Wandmalereien und Reliefs geschmückt, die die buddhistische Lehre und Geschichte darstellen. Sie bekunden die hohe Bedeutung des Buddhismus in China in dieser Zeit.

Die Bedeutung des Buddhismus entlang der Seidenstraße ist heute noch spürbar. Im Kloster Labarang bei Xiahe ist dies deutlich zu sehen. In der Blütezeit lebten in diesem Kloster über 3.000 Mönche. Es wurde 1709 erbaut. Es zählt zu den sechs größten Klöstern der Gelupga-Sekte (Gelbmützen) des tibetischen Buddhismus, ebenso kommt dem Kloster Kumbum (chin.; Ta er si), das in der Nähe von Xining gelegen ist, eine besondere Bedeutung zu. Dieses Kloster wurde im Jahre 1560 während der Ming-Dynastie erbaut. Inzwischen finden wieder große Gebetsfeste statt. Höhepunkt dieser Gebete ist das rituelle Aufrollen eines riesigen Tangka, der nur bei Sonnenschein aufgerollt werden darf. Als wir vor Ort waren regnete es bereits seit Stunden. Zu dem Zeitpunkt als die Mönche die Zeremonie begannen, schien plötzlich die Sonne.

Entlang der Seidenstraße verbreitete sich zudem der Taoismus, die Religion der Han-Chinesen. Der Taoismus fordert dazu auf, im Einklang mit der Natur und dem universellen Fluss zu leben, um innere Ruhe und Harmonie zu finden. Ein zentrales Prinzip des Taoismus ist das „Wu Wei“, was so viel bedeutet wie „Handeln durch Nicht-Handeln“. Es geht darum, im Einklang mit der Natur und den natürlichen Abläufen zu leben, anstatt gegen sie anzukämpfen. Der Taoismus betont die Bedeutung von Einfachheit. Im Kloster Wudang Shan zeigen Mönche beim Schwertertanz eine meisterhafte Körperbeherrschung und die Fähigkeit bei tiefer Versenkung (Trance) kaum nachvollziehbare Konzentrationsübungen zu bewältigen, wie z.B. das Aufspießen auf fünf Speeren, ohne dass Verletzungen zurückbleiben.

Der dritte Teil der Multivisionsschau steht im Zeichen der Han-Kultur. Beispielhaft für den Daoismus wird das Kongdong-Bergheiligtum gezeigt. In Xi‘an, dem Ausgangspunkt der Seidenstraße, beeindruckt die berühmte Terrakottenarmee des ersten Kaisers. Pingyao gilt als eines der wichtigsten Beispiele für die antike chinesische Stadtplanung und Architektur. Pingyao ist ein lebendiges Museum der chinesischen Geschichte und Kultur, das die Traditionen, das Stadtbild und die historische Entwicklung Chinas bewahrt. Ebenso wird am Beispiel von Suzhou, dem Venedig des Ostens, ein Einblick gegeben in die Gartenkultur der Kaiserzeit. Originaltöne und Bilder von der Peking-Oper vermitteln ungewohnte Seh- und Wahrnehmungsweisen. Bilder von unterschiedlichen Abschnitten der monumentalen großen Mauer bereiten das Finale vor.

Die sogenannte verbotene Stadt diente als Kaiserpalast, sie bildete das Zentrum der Macht, der Regierung und des kaiserlichen Lebens. Die Verbotene Stadt wurde im 15. Jahrhundert während der Ming-Dynastie erbaut und war der Wohnsitz des Kaisers sowie der Sitz der zentralen Regierung. Der Name „Verbotene Stadt“ kommt daher, weil der Zutritt für die meisten Menschen streng verboten war, was die exklusive und machtvolle Stellung des Kaisers unterstrich. Sie symbolisierte die Macht, den Reichtum und die göttliche Autorität des Kaisers und war ein wichtiger Ort für politische Entscheidungen und Zeremonien. Der abschließender Höhepunkt der Multivision ist eine multimediale Montage über die verbotene Stadt in Peking, ergänzt durch traditionelle Tänze aus der Tangzeit.