Iran

Schatzkammer des Orient

In einer symphonischen Montage von Bild und Ton verbunden mit Live-Kommentaren präsentiert Prof. Dr. Franz Josef Röll in zehn Sequenzen bekannte und unbekannte Einblicke in die Kultur, Religion, Landschaft und Lebensalltag eines faszinierenden Landes. In zehn Sequenzen wird die Kulturgeschichte einer Region entfaltet, die maßgeblichen Einfluss nicht nur auf die Kulturentwicklung des Orients hatte. 1 Paradies: In Shahar Yeri befinden sich die ältesten Spuren der Urgeschichte von Persien. Vermutet wird, dass es sich um eine matriarchalische Kultur handelte. In dieser kargen Landschaft hatten fruchtbare Oasen eine besondere Bedeutung. Daher wundert es nicht, dass Gärten mit viel Wasser als Paradies bezeichnet wurden (paairi daezi – eingezäunte Fläche). Paradiesgärten haben bis heute im Iran eine besondere Wertschätzung. Sie sind nicht nur wunderschöne Orte der Erholung und Schönheit, sondern symbolisieren auch das Streben nach Harmonie, Frieden und göttlicher Ordnung.

2 Osten: Beeindruckend sind sowohl die imposanten Lehmburgen in Bam, Meybod und Rayen, als auch die Lehmdörfer Nayband, Deyhuk und Bayazeeh in den Oasen am Rande der Wüste Dascht-e Lut im östlichen Teil des Landes. Sie vermitteln eine archaische Kraft und geben Einblick in in die Traditionen der vorislamischen Epoche, die teilweise bis heute bewahrt wurde. In Nayband begrüßten uns die Einheimischen mit Brot und Salz, eine uralte Geste der Gastfreundschaft. Karanaq, eine verlassene Lehmstadt, umrahmt von hohen Bergen, verkörpert am eindrucksvollsten die Lebenswelt der Karawanenkultur, deren wichtigsten Gebäude die Karawansereien waren. In Jandaq und Damghan lässt sich nachvollziehen wie in der frühislamischen Zeit mit einfachsten Mitteln Moscheen gebaut wurden.

3 Zoroastrismus: Im Iran liegen die Wurzel des Zoroastrismus, der sowohl die jüdische, die christliche und die moslemische Religion beeinflusste. In Yazd (Süden) sind die eindrucksvollen Türme des Schweigens, die den Zoroastriern als Stätten für Himmelbestattungen dienten, erhalten geblieben. Ebenso hat einer der wenigen aktuellen Feuertempeln die Wirren der Zeit überstanden. Er wurde 1934 auf einem Grundstück indischer Parsen (ethnisch-religiöse Gruppe) errichtet. In ChackChack, das versteckt in einem östlich von Yazd gelegenen Gebirgszug liegt, brennt die heilige Flamme seit Jahrhunderten. Drei Flammen symbolisieren die Grundsätze der Lehre von Zarathustra, „gutes Denken, gutes Reden und gutes Handeln“. Die wichtigste Stätte des Zoroastrismus war Takht-e Soleyman, das in iranischen Provinz West-Aserbaidschan liegt.

4 Antike: Nördlich von Shiraz liegen die Überreste der Palaststadt Persepolis, die 330 v. Chr. von den Truppen von Alexander zerstört wurde. Die Ruinen vermitteln eindringlich den Glanz der persischen Antike. Bei den Aufgängen zur Audienzhalle sind in langen Reihen die Delegationen von 23 Völkern zu sehen. An der Tracht sowie den typischen Gesten und Waffen lassen sich Ägypter, Griechen, Meder, Skythen, Babylonier, Araber und Inder identifizieren. Ebenso beeindruckend sind die Grabheiligtümer der achämenidischen Großkönige in Naqsh-e Rostam sowie die sassanidischen Felsreliefs. Im Süden liegt die Residenzstadt Firuzabad, sie wurde 224 n. Chr. durch Ardaschir I., dem Begründer des Reiches der Sassaniden, gegründet. Das zweite persische Großreich war ein Rivale des Römischen bzw. Oströmischen Reichs im Vorderen Orient.

5 Armenische Kultur: Während der Herrschaft der Achämeniden bildete Armenien eine Provinz Persiens. Eine der Provinzen im alten Großarmenien hieß Nor Schirakan. Dieses Gebiet wurde von den Persern im Laufe der Geschichte annektiert, es liegt jetzt im Nordwesten des heutigen Iran. Zu Beginn des 17. JH siedelte Schah Abbas I. (Safawidenzeit) Armenier, die Bewohner der Stadt Dschulfa, in Isfahan an. Sie sollten mit ihrer Kunstfertigkeit die Rolle Persiens im Handel zwischen Osten und Westen verbessern. In der Zeit der Kadscharen konnten sich Armenier in iranischen Städten wie Tabriz, Qazwin, Hamadan Rascht und Teheran niederlassen. Im Nordwesten (St. Taddäus, St. Stephan) erinnern grandiose Basiliken an die frühe Besiedlung der Armenier, in Isfahan gibt es bis heute eine christliche Gemeinde (Vank-Kathedrale).

6 Aserbaidschanische Kultur: Soziokulturell gehört der Nordwesten zu Aserbaidschan. In diesem Gebiet entwickelte sich zwischen dem 13. und 17. JH bedeutende Architektur und Kunst (Kalligraphie, Miniaturmalerei), die weite Teile des Orients beeinflusst haben. Ein Höhepunkt befindet sich in Sultaniya mit dem Mausoleum Oldjaytu. Vor allem in Täbris und Ardebil zeugen Moscheen, Mausoleen, Festungsanlagen von dem originellen Kunstverständnis des „Täbrizer Stils“. Nach den russisch-persischen Kriegen kam es zu der bis heute gültigen Aufteilung von Aserbaidschan. In Qazwin, das zwischen 1548 bis 1598 Hauptstadt des Safawiden-Reichs war, begegnen sich die persische und die aserbaidschanische Kultur. Ursprüngliche Lebenswelten lassen sich in dieser Region am eindringlichsten in dem Felsendorf Khandovan erleben.

7 Mausoleen: Neben Moscheen und Medressen (Koranschulen) werden von den muslemischen Gläubigen im Iran vor allem Mausoleen verehrt, sie gelten als Kultorte und Pilgerstätten. Bei Mausoleen handelt es sich um monumentale Grabmäler. Verehrt werden berühmte oder als „heilig“ geltende muslimische Persönlichkeiten. Oft steht die Verehrung im Zusammenhang mit früheren religiösen Glaubensvorstellungen (Volksglauben). Werden Nachkommen von einem Imam verehrt werden, werden diese Orte mit Imamzadeh bezeichnet (Grabmal eines Imam-Nachkommen). So wird z.B. in Qom, der heiligen Stadt Irans, das Grab von Fatima Masuma, der 817 verstorbenen Tochter der 7. Schwester des 8. Imams verehrt. In Qazvin befindet sich die Grabmoschee eines Sohnes des 8. Imam.

8 Shiraz: Der Bagh-e Eram gehört zu den faszinierendsten Gartenanlagen im Iran. Der ursprünglich in Shiraz für Fürsten und Könige errichtet Garten findet heute als botanischer Garten Verwendung. Unverändert ursprünglich sind die orientalischen farbenfrohen Basare, das kann man vor allem im Vakil-Basar von Shiraz erleben. Die Moschee Nasir ol Molk wird auch als rosafarbene Moschee bezeichnet, da beim Bau der Moschee speziell gefärbte rosafarbene Kacheln beziehungsweise Fensterglas verwendet wurde. Die Licht- und Schattenwirkung des Inneren des Wintergebetsraumes verändert sich jeweils nach dem Sonnenstand. Sobald das Sonnenlicht die Glasmalerei durchflutet, wird der Raum von Farben überflutet. Aber auch der große Gebetsraum hinterlässt durch die klaren Strukturen eine magische Wirkung.

9 Isfahan: Während der Regierungszeit der Safawiden (1501-1722) wurden prachtvollen Palastanlage und viele Moscheen errichtet. Markante Monumente entstanden, wie z.B. der Tschehel Sotun, die Scheich Lotfollah Moschee von 1603 und der Hascht-Behescht-Palast. Der Einfluss der Kadscharen Dynastie (1779-1925) lässt sich sehr gut in Kashan sehen. Einer der berühmtesten iranischen Gärten des Iran, der Bag-e Fin (Fin -Garten), wurde von den Kadscharen umgestaltet. Herrschaftliche Häuser wurden in dieser Zeit errichtet, besonders attraktiv ist das Haus der Tabatabayi-Familie (1840) und das Haus der Familie Borudscherdi (1857). Im Kontrast zu den herrschaftlichen Häusern wird das rote Bergdorf Abyaneh vorgestellt. Die Häuser sind traditionell aus einem Fachwerkgefüge von Bauholz, Lehmziegeln und Stroh gebaut.

10 Ashura: Aktuell durchdringt die moslemische Religion der Schiiten fast jeden Aspekt des sozialen Lebens. Ein ausdrucksstarker Eindruck der Frömmigkeit der Iraner zeigt sich bei der Zeremonie des Ashura-Festes, bei dem die leidvolle Geschichte von Hussein, dem dritten Iman, reinszeniert wird. Die Rituale erinnern an die Schlacht von Kerbela (680) in der Hussein, der Enkel des Propheten, als Märtyrer starb. Damit scheiterte die schiitische Hoffnung, ihren dritten Imam als Oberhaupt der islamischen Gemeinde einzusetzen. Seither gibt es die Trennung zwischen Sunniten und Schiiten. Imam Hussein gilt in Iran als der Schutzengel der Unterdrückten, daher gilt Aschura auch als ein symbolisierter Widerstand gegen Unterdrückung. Die übermäßige Begeisterung bzw. Verzückung der Agierenden gibt tiefen Einblick in die Sehnsuchtshorizonte der Agierenden, das ist beeindruckend und irritierend zugleich.