Marokko
Zauber des Maghreb
Im Verlauf von vier Reisen recherchierte Prof. Dr. Franz Josef Röll in Marokko zwischen Meer und Wüste. Wenn man an Marokko denkt, fallen dabei oft die berühmten Märchen aus Tausendundeiner Nacht ein, die eine magische und geheimnisvolle Atmosphäre vermitteln. Ziel der Multivision ist es, an diese Stimmung anzuknüpfen. Bei seiner Präsentation verbindet er den traditionellen Live-Vortrag mit der künstlerischen Multivision, wo es darum geht, mit Hilfe von Überblendungen zusätzliche visuelle Effekte zu erzielen. Besonderen Wert legt er auf die Tonarbeit. Beabsichtigt wird, dass die ZuschauerInnen die Bilder wie Klänge empfinden (Bildklänge) und die Klänge zu Bildempfindungen führen (Klangbilder). Ganz wesentlich ist ihm, Sensibilität für den Reichtum der Kultur anderer Völker zu fördern. Die Multivision besteht aus 12 Teilen. Jeder Teil beinhaltet entweder einen inhaltlichen Cluster oder setzt sich mit einer besonderen Region auseinander. Vor jedem Teil gibt es Live-Kommentare und Erläuterungen.



Die erste Sequenz beschäftigt sich mit der antiken Geschichte Marokkos. Neben den Hinweisen über die Bedeutung der Phönizier (Karthago) wird der Einfluss der Römer mittels der Ruinen von Volubilis verdeutlicht. Die filigranen und prachtvollen Mosaiken in den Badehäusern und Villen (u.a. Haus des Orpheus) belegen den Wohlstand und die Kunstfertigkeit der Römer. In der zweiten Sequenz wird anhand von drei Städten (Orten) die Ungleichzeitigkeit des marokkanischen Nordens vorgestellt. Asilah steht für die Moderne, avantgardistisch denkende Künstler haben sich den Ort ästhetisch angeeignet, deren Street Art prägen den Charakter der Stadt. Moulay Idriss, vermittelt mit seinen engen und ruhigen Gassen sowie die farbenfroh gestrichenen Hauswände einen traditionellen Eindruck. Die im nordwestlichen Rif-Gebirge gelegene Stadt Chefchaouen versinnbildlicht eine mythische Zeit, da fast alle Häuser und Mauern blau gestrichen sind.
In der dritten Sequenz stehen die Königstädte Rabat, Meknes und Fes im Fokus. In Rabat beeindruckt die mächtige Ruine des Hassanturmes aus dem 12. Jahrhundert und das Mausoleum von Mohammed V. Oberhalb der Stadt thront die Kasbah des Oudaya. In Meknes sind die mächtigen Stadtmauern mit dem berühmtesten Stadttor Marokkos, dem Bab Mansour, das Mausoleum von Moulay Ismail sowie die gigantischen Pferdeställe und Kornspeicher (Heri es-Souan) sehenswert. In Fes bezaubern vor allem die Koranschulen, die Moschee sowie die bunten Brunnen und die Stadttore. Das Handwerkerviertel in Fes gehört zu den ursprünglichsten des Landes. Schuhe, Taschen, Lampen, Teppiche, Leder (Gerber) und Mosaikkunst werden vor Ort hergestellt. Aufgrund ihres orientalischen Charmes und wegen des „exotischen“ Einkaufserlebnisses sind in allen drei Städten die Suqs für Reisende attraktiv.



Kontraste zwischen Nord und Süd stehen im Zentrum der vierten Sequenz. Faszinierend ist im Februar eine Fahrt durch die Schneelandschaft des mittleren Atlas in den Süden. Eindrucksvoll ist nach der Überquerung eines Passes die Fahrt durch eine Senke, die Straße durchquert eine Wüstenlandschaft, gleichzeitig thronen im Süden die Schneeberge des Hohen Atlas, ein einzigartiges Erlebnis. Die Region Merzouga mit den berühmten Sanddünen des Erg Chebbi sind Thema der fünften Sequenz. Ein Kamelritt durch die Dünen zu einem Camp, eine Dünenbesteigung, Lagerfeuer, Blicke in den nächtlichen Abendhimmel und eine Übernachtung im Berberzelt in der Wüste vermittelt intensives Wüstenfeeling. Die geheinisvolle Straße der Kasbahs wird in der sechsten Sequenz präsentiert. Sie verläuft zwischen Erfoud und Quarzazate.
Sie führt entlang von traumhaft schönen Oasenstädten (Tinerhir), Palmenhainen, verwunschenen Orten (El Khorbat) und einer Vielzahl von Kasbahs (innerhalb oder außerhalb von Städten gelegene Festung). Bis heute ist diese Region das Wohngebiet der Berber, die Urbevölkerung dieser Region. Die ursprünglichste Kasbah befindet sich in Ait Arbi, da sie in den erhalten gebliebenen Ort integriert ist und ihre Architektur charakteristisch ist für die Region. Ästhetisch am beeindruckendsten ist die in Skoura gelegene Kasbah Amerhidil, da sie malerisch in die Landschaft eingebettet ist und aufgrund der ornamentalen Gestaltung der Außenwände. Ausflüge zu den engen Schluchten der Todra und des Dades mit ihren mächtigen bis zu 300 Meter in die Höhe ragenden Felswänden hinterlassen ehrfürchtiges Staunen.




Das Draatal ist Thema der siebten Sequenz. Hier befinden sich bezaubernde Oasen, umgeben von Dattelpalmhainen und bizarren Felsformationen sowie die malerisch gelegene Ortschaft Ait Benhaddou mit ihrer typischen Lehmarchitektur. Durch das Ounila-Tall führt ein Weg nach Telouet, dem Stammsitz des Berberclans der Glaoua. In der achten Sequenz wird der Mythos Marrakesch bearbeitet. Die Pracht der Paläste ist vor allem im Bahia-Palast (der Strahlende) zu erkennen (1886), dessen Architektur eine Paradies-Symbolisierung verkörpern soll. Im Stadtteil Mouassine ist der Flair und die Lebenskultur Marrakeschs unverändert geblieben. Kleine und enge Straßen, die einheitliche ockerne Farbe der Häuser und Gassen, Gärten, Brunnen, Museen, Märkte und Einkaufsläden bieten eine Vielfalt an Eindrücken.
Auf dem Gauklerplatz (Djemaa el Fna), wo seit Jahrhunderten am späten Nachmittag die Geschichtenerzähler, Handleser, Schlangenbeschwörer, Wasserverkäufer, Glücksspieler und Musikanten sich um die Aufmerksamkeit der Passanten bemühen, weht ein Hauch von Kontinuität. Gärten in und um Marrakesch stehen im Fokus der neunten Sequemz. Mitten im Stadtteil Mouassine befndet sich der „Le Jardin Secret“. Der Jardin Majorelle wurde von dem französischen Maler Jacques Morelle 1923 angelegt. In dem Garten sind Pflanzen von fünf Kontinenten zu sehen. André Hellerr nennt den von ihm gestalteten Anima Garten eine botanische Inszenierung. Der Garten ist eine Oase der Ruhe und ein Erlebnis für die Augen. Abschließend wird die nichtgestaltete Schönheit der Cascade d‘Ozou präsentiert.



Die kolonialen Einflüsse im Westen Marokkos werden in der zehnten. Sequenz am Beispiel von Jardida (Festung, Stadtanlage, Zisternen), Azzemour (Festung) und Essaouira (Hafen, Stadtmauer) präsentiert. Bei Essaouira, einer der schönsten Städte Marokkos, handelt es sich um eine spektakulär impressive Hafenstadt (Unesco, Weltkulturerbe). Die verwinkelten Gassen haben den Charme der Vergangenheit bewahrt. Die elfte Sequenz beschäftigt sich mit dem jüdischen Leben in Marokko. Juden haben sich in Marokko bereits vor mehr als 2000 Jahren angesiedelt. Auffallend ist, dass die jüdische Kultur (Architektur) so gestaltet ist, dass sie sich von der jeweiligen Lebenswelt nicht unterscheidet. Es gibt in Amezrou, Azemmour, Essasouria, Fes und Marrakesch ganz unterschiedliche Ausdrucksformen der jüdischen Kultur.
Casablanca steht im Zentrum der zwölften Sequenz. Sehenswert ist die Stadt vor allem wegen ihrer Architektur in der Nouvelle Ville, dort ist ein einzigartiges Ensemble von Jugendstilarchitektur zu sehen. Es entstand in den 20er Jahren des letzten Jahrhunderts. Das europäische Art Deco der Protektoratszeit vermischt sich hier mit der marokkanischen Liebe zur Geometrie und schuf damit das maurische Art Deco, die Art Déco Mauresque. Ein weiterer architektonischer und kultureller Höhepunkt ist die Hassan II Moschee, die 1993 eingeweiht wurde. Es handelt sich um eine der größten Moscheen der Welt, das 210 Meter hohe Minarett ist das höchste der Welt. Gekrönt wird es von drei goldenen Kugeln, die 3.700 Kilogramm wiegen. In unterschiedlichen Ebenen symbolisiert die Architektur der Moschee Himmel, Erde und Wasser.



