Prof.
Dr. Franz Josef Röll hat sich in seiner neuen Multivision
mit Marokko, dem künstlerischen und kulturellen Kleinod des
Maghreb, auseinandergesetzt. Im Verlauf von vier Reisen recherchierte
er zwischen Meer und Wüste. Bei seiner Präsentation
verbindet er den traditionellen Live-Vortrag mit der künstlerischen
Multivision, wo es darum geht, mit Hilfe von Überblendungen
zusätzliche visuelle Effekte zu erzielen. Besonderen Wert
legt er auf die Tonarbeit. Intendiert wird, dass die Zuschauer*innen
die Bilder wie Klänge empfinden (Bildklänge) und die
Klänge zu Bildempfindungen führen (Klangbilder). Ganz
wesentlich ist ihm, Sensibilität für den Reichtum der
Kultur anderer Völker zu fördern.
Marokko - Zauber des Maghreb
Marokko
ist zweifellos das abwechslungsreichste Land Afrikas. Es ist ein
Land, in dem Vergangenheit und Gegenwart aufeinandertreffen. Beeindruckend
ist Marokkos uraltes kulturelles Erbe, wie die mythischen Felszeichnungen
von Tinzouline, die antiken römischen und phönizischen
Ruinen und Mosaiken in Volubilis und Tanger sowie die Traditionen,
Rituale und Bräuche der Berber. Geschichte, Alltag und Kultur
sind geprägt von afrikanischen, arabischen und europäischen
Einflüssen. Sowohl Berber, Araber, Juden, Franzosen, als auch
Portugiesen und Spanier haben Spuren hinterlassen. In keinem Land
der Welt ist die orientalische Kultur so lebendig. Prachtvolle Paläste,
das majestätische Atlasgebirge, die rätselhaften Kasbahs
am Rande der Wüste sowie die Wüsten- und Oasenkultur in
Merzouga transportieren einen geheimnisvollen Zauber. In Städten
wie Casablanca, Essaouira, Meknes, Fes und Marrakesch verschmelzen
Jugendstilarchitektur, portugiesische Architektur, traditionelle
Handwerkskunst mit islamischen Palästen und Heiligtümern.
Die farbenfrohen Souks und die Paradiesgärten von Marrakesch,
Chefchouen, die Perle des Rif-Gebirges, deren Häuser, Straßen
und Treppen blau gestrichen sind, die heilige Stadt Moulay Idriss,
wo in den steilen engen Gassen die Einheimischen mit ihren Eseln
Waren transportieren, vermitteln den Eindruck als ob die Zeit stehen
geblieben ist. Im Kontrast dazu begeistern abwechslungsreiche Landschaften
und die wilde Küste mit ihren charakteristischen Fischerorten.
Zudem überzeugt die marokkanische Küche durch ihre kulinarische
Vielfalt. Tajine, Couscous, frischer Minztee und andere köstliche
Gerichte sind charakteristisch für die marokkanische Küche.
Die
Multivision besteht aus 12 Teilen. Jeder Teil beinhaltet entweder
einen inhaltlichen Cluster oder setzt sich mit einer besonderen
Region auseinander. Vor jedem Teil gibt es Live-Kommentare und Erläuterungen.
Die erste Sequenz beschäftigt sich mit der antiken Geschichte
Marokkos. Neben den Hinweisen auf die Herkulesgrotten und die Bedeutung
der Phönizier (Karthago) wird der Einfluss der Römer mittels
der Ruinen von Volubilis verdeutlicht. Volubilis, eines der besterhaltenen
römischen Städte in Nordafrika, wurde 25 JH (nach Chr.)
gegründet und war die Provinzhauptstadt der Provinz Mauretania
Tingitana am südwestlichen Rand des römischen Herrschaftsbereiches.
Seit 1997 gehört das antike Ensemble von Palästen und
Villen zum UNESCO-Kulturerbe. Die filigranen und prachtvollen Mosaiken
in den Badehäusern und Villen (u.a. Haus des Orpheus) belegen
den Wohlstand und die Kunstfertigkeit der Römer.
In der zweiten Sequenz wird anhand von drei Städten (Orten)
die Ungleichzeitigkeit des marokkanischen Nordens vorgestellt. Asilah
steht für die Moderne, avantgardistisch denkende Künstler
haben sich den Ort ästhetisch angeeignet, deren Street Art
prägen den Charakter der Stadt. Überall verbreiten die
virtuosen, vielfältigen und kreativen Motive den Eindruck eines
offenen Museums. Die 788 von Moulay Idriss I gegründete Stadt
lebt vorwiegend vom einheinmischen Pilgertourismus, da sich hier
auch seine Grabmoschee befindet. Moulay Idriss I brachte den Islam
nach Marokko und begründete die Idrisiden-Dynastie. In Moulay
Idriss, das die Tradition verkörpert, scheint die Zeit still
zu stehen. Weiterhin transportieren Esel die Waren entlang der steilen
Wege. Die engen und ruhigen Gassen sowie die farbenfroh gestrichenen
Hauswände vermitteln einen authentischen Eindruck. Die im norwestlichen
Rif-Gebirge gelegene Stadt Chefchaouen verkörpert einen gelebten
Mythos. Jahrhunderte lang galt sie als heilige Stadt und durfte
von Fremden nicht betreten werden. Nahezu alle Häuser und Mauern
sind blau gestrichen. Ursprünglich sollte die blaue Farbe vor
dem bösen Blick schützen. In den 1990er Jahren wurde die
Bemalung mit blauer Farbe gefördert, um den Tourismus zu fördern.
In der dritten Sequenz stehen die Königstädte Rabat, Meknes
und Fes im Fokus. Eine Vielzahl einzigartiger Kulturdenkmäler
können hier besichtigt werden. In allen Städten ist die
Medina ein Erlebnis. In den Souks werden u.a. Kunsthandwerk, Teppiche,
Keramik und Körbe angeboten, in den Markthallen Obst, Gemüse,
Fleisch und vor allem auch Gewürze. In Rabat, seit 1912 Hauptstadt
von Marokko, befindet sich in einem Palast aus dem 19 Jahrhundert
die Hauptresidenz von König Mohammed VI (seit 1999). Neben
der imposanten Grabstätte von Mohammed V. (ab 1927 Sultan und
ab 1957 König von Marokko), die im arabisch-andalusischen Stil
1961 erbaut wurde, befindet sich die mächtige Ruine des Hassanturmes
aus dem 12. Jahrhundert. Oberhalb der Stadt thront die Kasbah des
Oudaya (eine Festung aus dem 12. Jahrhundert, die vom Volksstamm
der Oudaias bewacht wurde) als malerisches Viertel in blau-weiß
über der Medina (Altstadt). Außerhalb der Stadtmauer
befindet sich die Chellah, die Grabstätte der Meriniden-Sultane,
ein geheimnisvoller Ort, der gerne von Weißstörchen aufgesucht
wird.
Meknès
war von 1672-1727 die Hauptstadt der Alawiden (1672–1727). Eindrucksvoll
sind die mächtigen Stadtmauern mit dem berühmtesten Stadttor
Marokkos, dem Bab Mansour sowie die gigantischen Pferdeställe
und Kornspeicher (Heri es-Souan). Architektonische Höhepunkte
islamischer Baukunst können im Mausoleum Moulay Ismais (früherer
Herrscher), der Medersa Bou Inanio (Medersa = Koranschulen) und
dem Museum Dar Jamal, ein Museum für marokkanische Volkskunst,
das sich in einem prunkvollen Stadtpalast befindet, besichtigt werden.
Jeden Abend präsentieren sich Gaukler, Schausteller und Musiker
auf dem Place el Hedim. Wenn auch der Platz kleiner ist als der
Platz der Gaukler in Marrakesch (Djamaa el Fan), so wirkt er gleichwohl
authentischer. Geheimrip: Das Hotel Riad D'or ist ebenfalls in einem
idyllischen Stadtpalast untergebracht, jedes Zimmer hat seinen eigenen
Stil, vom Dach bietet sich insbesondere Abends ein grandioser Blick
auf die Medina.
Fes
war mehrfach die Hauptstadt der Marokkaner. Sowohl die Idrisiden
(807–926), die Meriniden (1248–1465) als auch die Alawiden (1666–1672
und 1727–1912) residierten hier. Fes verkörpert ein Schatz
an Geschichte, Kultur und lebendiger Atmosphäre, da alle Herrscher
ihre Spuren hinterließen. Ein Spaziergang durch die Medina
von Fes gleicht einem Traum aus 1001 Nacht. Das
Mausoleum für Zaouia Moulay Idriss II (Schutzheiliger von Fes)
, die Al-Karaouine-Moschee, die Koranschulen Bou Inania und Attarine,
Karawansereien (z.B. Neijarine Museum) und viele kunstvolle Brunnen
und 14 verzierte Tore (Höhepunkt: Bab Bou Jeloud) vermitteln
einen eindringlichen Eindruck orientalischer Lebenskultur. Die
traditionellen Handwerksviertel in Fes gehören zu den ursprünglichsten
des Landes. Schuhe, Taschen, kunstvolle Lampen, Teppiche, Töpferhandwerk
und Mosaikkunst wird vor Ort hergestellt. Eine außergewöhnliche
Erfahrung verbindet sich mit dem Besuch einer Ledergerberei im Gerberviertel.
Terassen ermöglichen Blicke auf riesengroßen Bottiche,
in denen die Felle und Häute von Ziegen, Schafen und Kamelen
noch wie vor Jahrhunderten verarbeitet werden.
Kontraste zwischen Nord und Süd stehen im Zentrum der vierten
Sequenz. Der fruchtbare und üppige Norden wird durch Bilder
von einem Atlas-Zedernwald (Mischliffen bei Ifrane) zum Ausdruck
gebracht. Zugleich leben in diesem Wald die seltenen Berberaffen.
In Nordafrika leben nur noch rund 7.000 freilebende Berberaffen,
70 % davon leben in Marokko. Ifrane wird zu Recht als die Schweiz
Marokkos bezeichnet. Die Architektur ähnelt den Bergdörfern
in der Schweiz. Daher ist es kein Zufall, dass in dieser Region
Wintersport möglich ist. Mehrere Ski- und Snowboardpisten sind
bis Ende Febrauer/Anfang März liegt in Betrieb. Faszinierend
ist eine Fahrt durch die Schneelandschaft des mittleren Atlas, einzigartig
ist nach der Überquerung des Passes , danach die Fahrt in eine
Flachsenke, verbunden ist dabei ein extremer Klimawandel. Danach
geht die Fahrt durch eine Wüstenlandschaft, gleichzeitig thronen
im Süden die Schneeberge des Hohen Atles, ein einzigartiges
Erlebnis. Beim Midelt Pass bietet sich dem Blick nur noch eine karge
Vielfalt von Sand und Stein. Die nächste Wegscheide bildet
der Tunnel der Legionäre. Wenn man diesen Tunnel durchquert
hat und parallel zur Ziz Gorge fährt, sind die südlichen
Ausläufer des Hohen Atlas erreicht. Es öffnet sich ein
Tal und bald ist Errachidia (ehemals Ksar es-Souk) erreicht. Vor
dem imposantem Hintergrund des Hohen Atlas wird das erste Ksar (ländlich
befestigte Siedlungen der Berber) erreicht. Kurz damacj eröffnet
sich in der Oasenstadt Erfoud der Blick auf ein Meer von Palmen.
Die Ausläufer der Sahara sind erreicht.
Die Region Merzouge mit den berühmten Sanddünen sind Thema
der fünften Sequenz. Bei den Sanddünen des Erg Chebbi
in der Nähe von Merzouga, südlich von Erfoud gelegen,
handelt es sich um die höchsten Dünen Marokkos (bis zu
180 m hoch). Ein Kamelritt durch die Dünen zu einem Camp, eine
Dünenbesteigung, Lagerfeuer, Blicke in den nächtlichen
Abendhimmel und eine Übernachtung im Berberzelt in der Wüste
vermittelt intensives Wüstenfeeling. In Merzouga und in Rissani
können die Khettaras oder Foggaras, das sind unterirdisch verlaufende
Bewässerungskanäle, besichtigt werden. So ist nachvollziebar,
wie es den Einheimischen gelingt in dieser kargen Landschaft mit
Ihrer Dreifelderwirtschaft (Dattelpalmen, Granatäpfel und Feigen
sowie Weizen, Gerste, Hirse und Gemüse) der Wüste Lebenskultur
abzutrotzen. Der
Besuch einer Beduinensiedlung und des offenen Marktes von Rissani
ergänzt diese Eindrücke. Merzouga liegt an der Ktaoua-Formation
(ehemaliger Meeresboden), die reich ist an etwa 350 bis 480 Millionen
Jahre alten Fossilien. An einer Stelle lädt ein Spaziergang
auf den Meeresfossilien ein über Universum und Zeit nachzudenken.
In Khamnlia leben die Nachkommen der Gnawa (Dar Gnauoua). Sie vermischen
die Glaubensinhalte des Islam mit vorislamischen Praktiken des subsaharischen
Afrika, insbesondere aus dem alten Reich Mali, zu verbinden. Die
Gnawa-Bruderschaft glaubt, dass bestimmte Wesen (Dschinn) Menschen
besser beschützen können und darurch Krankheit und andere
Probleme verursachen können. Rituale verbunden mit Musik dienen
dazu die Harmonie herzustellen.
Die geheinisvolle Straße
der Kasbahs wird in der sechsten Sequenz audiovisuell präsentiert.
Sie verläuft zwischen Erfoud und Quarzazate. Sie führt
entlang von traumhaft schönen Oasenstädten (Tinerhir),
Palmenhainen, verwunschenen Orten (El Khorbat) und einer Vielzahl
von Kasbahs (innerhalb
oder außerhalb einer Stadt gelegenes befestigtes Gebäude).
Bis heute ist diese Region das Wohngebiet der Berber, die Ursprungsbevölkerung
in Marokko. Die Bezeichnung Berber ist eine Sammelbezeichnung für
die indigenen Ethnien der nordafrikanischen Länder, der Name
ist vom griechischen bárbaros abgeleitet. Die Berber
selbst bezeichnen sich als Imzighen oder Amazigh, das bedeutet "Die
Freien". Der früheste nachweisbare Glaube der Berber war
der Animismus. Mitte
des 7. Jahrhunderts wurden die Berber islamisiert. Aber offensichtlich
haben sie einige Riten und Symbole ihres ursprünglichen Glaubens
bewahrt. So findet man an den Türen, den Wänden und im
Ornament von Kasbahs das Symbol des freien Willens. Ebenso oft ist
vor allem im Süden das Zeichen des schützenden Auges zu
sehen, das böse Blicke abwehren soll. In Ait Arbi zeigt sich
eindringlich ihre Verbundenheit mit Natur und Kosmos. Hier sind
intentionale Steinsetzungen integriert in eine bizarre Felslandschaft.
In El Khorbat läßt sich die authentische Lebenskultur
der Berber am eindringlichsten beobachten. Nur wenige Lichtschächte
lassen das Sonnenlicht in die Dorfstraßen eindringen.
Ausflüge
zu den engen Schluchten der Todra und des Dades mit ihren mächtigen
bis zu 300 Meter in die Höhe ragenden Felswänden hinterlassen
ehrfürchtiges Staunen vor. Allerdings wird dieser Eindruck
vor allem in der Todra-Schlucht durch Verkaufstände und ein
Hotel erheblich gestört. Die Macht der Natur und die Faszination
von Schluchten lässt sich authentischer in der Dades-Schlucht
erleben.
Die
ursprünglichste Kasbah befindet sich in Ait Arbi, am Rande
der Route zur Dades Schlucht, da sie in den erhalten gebliebenen
Ort integriert ist und ihre Architektur charakteristisch ist für
die Region. Ästhetisch am beeindruckendsten ist die in Skoura
gelegene Kasbah Amerhidil, da sie malerisch in die Landschaft eingebettet
ist und aufgrund der ornamentalen Gestaltung der Außenwände.
Eine Führung dieser Kasbah durch den Besitzer der Kasbah vertieft
das Verständnis für Alltag, Kultur und Glauben der Berber.
Das
Draatal ist Themna der siebten Sequenz. Für die meisten Marokko-Kenner
handelt es sich bei dem Draa-Tal um das schönste Flusstal des
Landes. Es handelt sich um bezaubernde Oasen, umgeben von Dattelpalmenhainen
und bizarren Felsformationen sowie großartigen Kasbahs. Einst
handelte es sich um eine wichtige Handelskarawanenroute zwischen
Marrakesch und Timbuktu. Der südlichste Punkt ist das Lehmdorf
Amezrou, das direkt neben Zagora gelegen ist. Die Architektur der
steilen Lehmhäuser erinnern an die Bauweise in Mali. An vielen
Türen sind Ornamente und Symbole angebracht, die eine Schutzfunktion
haben. Das verweist darauf, dass hier die traditionelle Kultur der
Berger noch lebendig ist. In Tisergat gibt es einen alten Khsar
und ein gut erhaltenes Lehmdorf. Sehenswert sind im weiteren Verlauf
der Reise die malerisch gelegene Kasbah von Tinzouline, das arabische
Dorf Othmane mit einer herrschaftlichen Burg sowie die Kasbah Timidarte.
Die älteste Kasbah Marokkos steht in Tamnougalte (17. JH),
über viele Jahre war es die prächtigste Kasbah des Landes.
Die
malerisch gelegene Ortschaft Ait Benhaddou mit ihrer typischen Lehmarchitektur
diente schon in vielen Filmen als Kulisse, unter anderen in der
Hollywood-Produktion »Gladiator«. Bei einem Spaziergang
durchs Dorf öffnen sich nicht selten die Türen und Berberfamilien
laden ein ihre Wohnungen zu besichtigen. Durch das Ounila-Tall fürt
ein Weg zur mythische Kasbah von Telouet. Kleine Berberdörfer
schmiegen sich an den Felswänden von Schluchten, zudem bieten
sich wiederholt traumhafte Ausblickr auf die umliegende Landschaft.
Telouet war der Stammsitz des legendären Paschas von Marrakesch,
der in der weitverzweigten Kasbah Dar Glaoui residierte. Vor dem
Bau der Passstraße über den Tizi-n-Tichka verlief dort
die Karawanenstraße nach Timbuktu, den Glaoua musste Zoll
gezahlt werden. Sehenswert und gut erhalten sind die mit Mosaiken
und Schnitzereien prunkvoll ausgestatteten Privatgemächer
Im Süden von Marokko gibt es eine Vielzahl von Stellen, wo
Petroglypen zu sehen sind. Eine sehr schöne Funkstelle befindet
sich in der Nähe von Tinzouline besuchen. Die Darstellungen
sind sehr unterschiedlich, man findet abstrakte und figürliche
Abbildungen von Tieren, Waffen, Schmuck und Jagdszenen gepunzt /
gepickt (Einschlagen von Vertiefungen), in Ritztechnik (dünne
in das Gestein gravierte Linien) oder geschabt / geschliffen (Vertiefen
von Flächen durch reibende Bewegung).
In
der achten Sequenz wird der Mythos Marrakesch bearbeitet. Marrakesch
ist die vierte Königs- bzw. Sultansstadt, sie war die
Hauptstadt der Almoraviden (1070–1147), der Almohaden (1147–1269)
und der Saadier (1554–1659). Ein monumentales Erbe dieser Zeit bilden
die Ruinen des im 16. Jahrhundert erbauten Bahdi-Palastes (Der Unvergessliche)
sowie das von den Gnaoua errichtete Stadttor Bab Agnaou. Die Pracht
der Paläste ist vor allem im Bahia-Palast (der Strahlende)
zu erkennen (1886), dessen Architektur eine Paradies-Symbolisierung
verkörpern soll. Die Brunnen repräsentieren das Wasser,
die kostbaren Decken den Himmel. Die Saadiergräber, vor allem
der Saal der 12 Säulen (1549), gehört zu den Höhepunkten
islamischer Innenarchitektur. Die Medersa Ben Youssef aus dem 14.
Jahrhundert gehörte zu den größten und schönsten
islamischen Hochschulen für Theologie, der ganzen damals bekannten
arabischen Welt. Aufgrund ihrer Mosaike, Schnitzereien, Fresken
und Stuckarbeiten gilt sie als Meisterweg der morgenländischen
Architektur. Sehenswert sind die mächtige Kuppel und das Eingangstor
aus Zedernholz sowie das rechteckiges Wasserbecken mit einem fantastischen
Mosaik aus rautenförmigen Steinen in schwarz und türkis.
Von beiden Seiten flankieren reich verzierte Säulen mit kunstvoll
gearbeiteten Stuckarbeiten. Im Stadtteil Mouassine ist der Flair
und die Lebenskultur Marrakeschs unverändert geblieben. Kleine
und enge Straßen, die einheitliche ockerne Farbe der Häuser
und Gassen, Gärten, Brunnen, Museen, Märkte und Einkaufsläden
bieten eine Vielfalt an Eindrücken, zugleich duftet es nach
frisch gebackenem Brot, Weihrauch und allerlei orientalischen Gerüchen.
Auf
dem Gauklerplatz (Djemaa el Fna), wo seit Jahrhunderten am späten
Nachmittag die Geschichtenerzähler, Handleser, Schlangenbeschwörer,
Wasserverkäufer, Glücksspieler und Musikanten sich um
die Aufmerksamkeit der Passanten bemühen, weht ein Hauch von
Kontinuität, der Mythos von der Wiederkehr des Gleichen.
Gärten in und um Marrakesch stehen im Fokus der neunten Sequemz.
Mitten im Stadtteil Mouassine befndet sich der "le Jardin Secret".
Ursprünglich (16 JH) war der Garten als islamischer Garten
(Paradiesgarten) konzipiert. Der zweigeteilte Garten bietet exotische
Pflanzen, Zitrusbäume, Gewürze, arabische Wasserhydraulik,
lauschige Ruheecken, Vogelgezwitscher, ein kleines Bassin mit Schildkröten
und eine informative Ausstellung, welche den Bau und Betrieb des
Gartens erklärt. Der Jardin Majorelle liegt nördöstlich
der historischen Altstadt. Er wurde von dem französischen Maler
Jacques Morelle 1923 angelegt. Eine spezielle Abstufung des Kobaltblaus,
die er im Garten sehr oft verwendete, nennt man nach ihm Majorelle-Blau.
Im Laufe der Jahre verfiel er. 1980 wurde der Garten von dem französischen
Modedesigner Yves Saint Laurent übernommen. In dem Garten sind
Pflanzen von fünf Kontinenten zu sehen. Neben einem Bambuswäldchen,
einem Fischbassin, unterschiedlichen Palemen sind hauptsächlich
Kakteen und Bougainvillea zu sehen. Der Garten beherbergt auch das
Islamische Kunstmuseum von Marrakesch. André Hellerr nennt
den von ihm gestalteten Anima Garten eine botanische Inszenierung.
Der Garten ist eine Oase der Ruhe und ein Erlebnis für die
Augen. Die mythische Konzeption des Gartens verzaubert, gibt Einfblicke
in eine Traumwelt, bietet einen Irrgarten von Überraschungen.
Die kolonialen Einflüsse im Westen Marokkos werden in der 10.
Sequenz am Beispiel von Jardida (Festung, Stadtanlage, Zisternen),
Azzemour (Festung) und Essaouira (Hafen, Stadtmauer) dargestellt.
Bei Essaouira, einer der schönsten Städte Marokkos, handelt
es sich um eine spektakulär impressive Hafenstadt. Die Medina
(Altstadt) verläuft entlang der Küste, sie ist von Befestigungsmauern
aus dem 18. Jahrhundert umgeben. Die verwinkelten Gassen haben den
Charme der Vergangenheit bewahrt. In den wunderschönen Türen,
Fenstern und Ornamenten spiegelt sich die wechselvolle Geschichte
der Stadt. Große Anziehungskraft hat der Hafen mit den Fischerbooten
und den portugiesischen Hafengebäuden. Das bunte Treiben des
morgendlichen Fischmarkt ist ein sehenswertes Spektakel. Nachmittags
kann man den Fischern, die mit den typischen blauen Booten auf den
Atlantik hinausfahren, bei ihrer Arbeit zusehen. Ein typisches Verkaufsprodukt
ist das in Familienbetrieben und Kooperativen hergestellte Arganöl.
Bei einem Besuch einer Kooperative wird der Herstellungsprozess
gezeigt. Der unweit von Essaouira gelegene Fischerort Qualidia bezaubert
durch die Ursrpünglichkeit ihrer Fischer-Tradition. Hier gibt
es auch die eindrucksvollsten Wellenbrecher zu sehen. Die Lagune
des Ortes steht seit 1978 unter Naturschutz.
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