Lehrplankommentierung: Franz Josef Röll - WS 2014/15
Szenische, künstlerische und körperbetontet Zugänge - PN Ma 4307a

Inhalte der Veranstaltung: Wichtige Strukturelemente ästhetischer Erfahrung sind Überraschung und Genuss. Nicht der sinnliche Wahrnehmungsprozess an sich, sondern die Erfahrung der Diskontinuität und Differenz zu bisher Erlebtem löst die ästhetische Erfahrung aus. Das mit Hilfe der Sinne gewahr werdende Unerwartete, die Aufnahme überraschender Eindrücke führt mit dem ästhetischen Reiz zu Korrekturen bisheriger Annahmen von Wirklichkeit. Die genussvolle Identifikation, die von der Einsicht einer spielerischen Distanz zur Wirklichkeit bis hin zur Erkenntnis des Neuen reicht, führt dazu "Neues" lustvoll zu erleben und begünstigt dadurch "den Genuß erfüllter Gegenwart". Vornehmlich aktualisieren sich ästhetische Erfahrungen in (be-)greifbaren, manifesten Darstellungen oder ästhetischen Ausdrucksformen (Objekte, Filme, Fotografien, Websites, Tanz, Theater, Kunst). In den vielfältigsten Ausdrucks- und Gestaltungsformen kann sich ästhetische Erfahrung mitteilen. Diese Ausdrucksformen stehen im Kontext soziokultureller Aneignungsformen. Jugendliche machen andere ästhetische Erfahrungen als Erwachsene und konzeptionieren andere ästhetische Ausdrucksformen. Kennzeichnend für die ästhetische Erfahrungen ist somit auch die Vermischung von Kulturaneignung und Kulturproduktion. .

Lehrformen: Theoretisch und praktisch soll gelernt werden, dass die Thematisierung von Sinnfragen (Selbstreflexion) mittels eines ästhetischen Produktionsprozess ausgelöst werden kann. Es werden unterschiedliche Methoden eingesetzt, die dazu beitragen sollen zu erkennen, dass dem ästhetischen Lernprozess die Funktion zukommt, bisherige Welt-Deutungen zu überprüfen, andere Aneignungen von Wirklichkeit kennen zu lernen und probehaft auszuleben. Parallel dazu werden verschiedene hermeneutische Verfahren der Wahrnehmungsreflexion sowohl praktisch als auch theoretisch angewandt.

Lernziel: Ziel des Seminars ist sowohl Wahrnehmungsschulung als auch Bild-Deutungskompetenz. Gelernt werden soll, welche Potentiale die ästhetische Bildung für die Sozialarbeit und die Bildungsarbeit haben kann, unter besonderer Berücksichtigung der Selbstreflexion.

Literatur:
Klaus Sach Hombach: Bildwissenschaft. Frankfurt 2005
Winfried Marotzki, Horst Niesyto (Hrsg.): Bildinterpretation und Bildverstehen. Methodische Ansätze aus sozialwissenschaftlicher, kunst- und medienpädagogischer Perspektive. Wiesbaden 2006.
Franz Josef Röll: Mythen und Symbole in populären Medien. Der wahrnehmungsorientierte Ansatz in der Medienpädagogik. Frankfurt/Main 1998.

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Popkultur und Identität - PN Ba 130

Inhalte der Lehrveranstaltung: (Pop-)Musik erschließt bei Jugendlichen ein weites Feld ästhetischer Erfahrung bei der Aneignung lebensweltlicher Wirklichkeit. Die neue Pop- und Rockmusikströmungen seit den 50er Jahren haben nicht nur zu einer Neuordnung des kulturellen Territoriums in modernen Gesellschaften geführt, sondern auch zu neuen Wahrnehmungsformen. Das Pop-Territorium durchlagert unsere Gegenwartskultur und hat damit alte Hierarchien in Frage gestellt. Ein wesentlicher Effekt ist die Amalgamisierung, die Auflösung von hoch- und niedriglegitimierter Kultur. Ein weiterer Effekt ist das Prinzip der Bricolage und die Sampling-Technik, die Neuanordnung und Rekontextualisierung von Objekten, Tönen und (Lebens-)Stilen (z.B. Punks, Hip Hop, Techno). Im Verlauf des Seminars werden wir uns verschiedene Stilrichtungen der Jugendkultur anschauen und auch die Bedeutung von YouTube für jugendkulturelle Inszenierungen genauer anschauen.

Lehrformen: Im Verlauf des Semesters soll gezeigt werden, wie seit den Fünfziger Jahren bis heute Musik und Jugendkultur bei Jugendlichen als Symbol von Lebensausdruck Gestalt erhält. In Verbindung mit der Musik werden die grundlegenden jugendkulturellen Entwicklungen der letzten Jahrzehnte sowie die entsprechenden sozialpolitischen Bezüge aufgezeigt. Vom Rock n' Roll, über den Rythm' Blues, den Beat, den Rock, Heavy Metal, Hip Hop, Grunge und Techno werden Musikstile vorgestellt und deren Bezüge zur Identitätsbildung für Jugendliche und deren jeweilige Subkultur erarbeitet.

Lernziele: Das Erkennen und Analysieren der Bedeutung von Popmusik für die Identitätsbildung von Jugendlichen ist Ziel des Seminars.

Literatur:
Baacke, Dieter (Hrsg.): Handbuch Jugend und Musik. Opladen 1998.
Valie Djordjevic ; Leonhard Dobusch (Hrsg.): Generation Remix: Zwischen Popkultur und Kunst. Kindle Edition 2014.
Kemper, Peter; Langhoff, Thomas; Sonnenschein, Ulrich: Alles so schön bunt hier. Die Geschichte der Popkultur von den Fünfzigern bis heute. Leipzig 2002.
Kursbuch JugendKultur - Stile, Szenen und Identitäten vor der Jahrtausendwende. Mannheim 1997.

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