Lehrplankommentierung: Franz Josef Röll - WS 2013/14
Szenische, künstlerische und körperbetontet Zugänge - PN Ma 4307a

Inhalte der Veranstaltung: Wichtige Strukturelemente ästhetischer Erfahrung sind Überraschung und Genuss. Nicht der sinnliche Wahrnehmungsprozess an sich, sondern die Erfahrung der Diskontinuität und Differenz zu bisher Erlebtem löst die ästhetische Erfahrung aus. Das mit Hilfe der Sinne gewahr werdende Unerwartete, die Aufnahme überraschender Eindrücke führt mit dem ästhetischen Reiz zu Korrekturen bisheriger Annahmen von Wirklichkeit. Die genussvolle Identifikation, die von der Einsicht einer spielerischen Distanz zur Wirklichkeit bis hin zur Erkenntnis des Neuen reicht, führt dazu "Neues" lustvoll zu erleben und begünstigt dadurch "den Genuß erfüllter Gegenwart". Vornehmlich aktualisieren sich ästhetische Erfahrungen in (be-)greifbaren, manifesten Darstellungen oder ästhetischen Ausdrucksformen (Objekte, Filme, Fotografien, Websites, Tanz, Theater, Kunst). In den vielfältigsten Ausdrucks- und Gestaltungsformen kann sich ästhetische Erfahrung mitteilen. Diese Ausdrucksformen stehen im Kontext soziokultureller Aneignungsformen. Jugendliche machen andere ästhetische Erfahrungen als Erwachsene und konzeptionieren andere ästhetische Ausdrucksformen. Kennzeichnend für die ästhetische Erfahrungen ist somit auch die Vermischung von Kulturaneignung und Kulturproduktion. .

Lehrformen: Theoretisch und praktisch soll gelernt werden, dass die Thematisierung von Sinnfragen (Selbstreflexion) mittels eines ästhetischen Produktionsprozess ausgelöst werden kann. Es werden unterschiedliche Methoden eingesetzt, die dazu beitragen sollen zu erkennen, dass dem ästhetischen Lernprozess die Funktion zukommt, bisherige Welt-Deutungen zu überprüfen, andere Aneignungen von Wirklichkeit kennen zu lernen und probehaft auszuleben. Parallel dazu werden verschiedene hermeneutische Verfahren der Wahrnehmungsreflexion sowohl praktisch als auch theoretisch angewandt.

Lernziel: Ziel des Seminars ist sowohl Wahrnehmungsschulung als auch Bild-Deutungskompetenz. Gelernt werden soll, welche Potentiale die ästhetische Bildung für die Sozialarbeit und die Bildungsarbeit haben kann, unter besonderer Berücksichtigung der Selbstreflexion.

Literatur:
Klaus Sach Hombach: Bildwissenschaft. Frankfurt 2005
Winfried Marotzki, Horst Niesyto (Hrsg.): Bildinterpretation und Bildverstehen. Methodische Ansätze aus sozialwissenschaftlicher, kunst- und medienpädagogischer Perspektive. Wiesbaden 2006.
Franz Josef Röll: Mythen und Symbole in populären Medien. Der wahrnehmungsorientierte Ansatz in der Medienpädagogik. Frankfurt/Main 1998.

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Multimedia - Der virtuelle Fachbereich - PN Ba 30

Inhalte der Veranstaltung: In früheren Semestern wurde von StudentInnen eine Multimedia-DVD mit dem Titel "Der virtuelle Fachbereich" produziert. Der Inhalt dieser CD ist eine Selbstdarstellung des Bachelor-Studiengangs "Soziale Arbeit" an der Hochschule Darmstadt. Das Besondere an der Produktion ist der Versuch, den Fachbereich, den Studiengang und die Studiensituation mittels einer audio-visuell-ästhetischen virtuellen Begehung darzustellen. Im Verlauf des Semesters soll die CD "reloaded", d.h. überarbeitet werden. Wir schauen uns gemeinsam die DVD und überlegen, welche Teile verbessert, ergänzt oder ganz neu gemacht werden könnte.

Lehrformen: Im Verlauf des Seminars werden neue Lernformen erprobt. Bei diesem Seminar wird vom klassischen Prinzip der Instruktion abgewichen. Im Zentrum steht das Konzept des konstruktiven Lernens.Die StudentInnen arbeiten weitgehend selbständig. Der Dozent hat weniger eine wissensvermittelnde, als eine lernfördernde Rolle. Er versteht sich als Navigator eines subjektzentrierten Lernprozesses.

Lernziele: Die Teilnehmerinnen lernen wie mit Hilfe der Autorensoftware Mediator 9 Pro ìnteraktive CD's hergestellt werden können. Es wird gelernt digital zu fotografieren, die Bilder über Bildbearbeitung zu verändern und in eine CD einzubinden. Diese Kompetenzen sind die Ausgangsbedingung für den Erwerb von Medienkompetenz.

Literatur:
Franz Josef Röll: Pädagogik der Navigation - Selbstgesteuertes Lernen mit Neuen Medien. München 2003.

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Digitale Fotografie - PN Ba 30

Inhalte der Veranstaltung: Die Fotografie hat als Medium in den letzten Jahren an Bedeutung verloren. Gleichwohl bildet sie weiterhin die Ausgangsbasis bzw. die Grundlage ästhetischer Gestaltungsformen. Zugleich hat sie eine Aufwertung als Teil von multimedialen Produktionen gefunden. Daher kann eher festgestellt werden, dass "nur" das Einzelbild an Bedeutung verloren. Durch die digitale Fotografie hat sich zugleich der Prozess der kreativen Gestaltung erweitert. Neben den Möglichkeiten mit Hilfe von Blende, Zeit, Perspektive und Bildgestaltung visuelle Botschaften zu vermitteln, eröffnet die digitale Bildbearbeitung (postproduction) vielfältige kreative Gestaltungsräume. Die Möglichkeiten visuelle Themen fotografisch zu bearbeiten, aber zugleich sie mit einer Erzählung zu verknüpfen und damit mit einem dramaturgischen Konzept zu verbinden, bietet gerade für bildungsbenachteiligten Schichten enorme Potentiale der Erfahrung von "Selbstwirksamkeit".

Lehrformen: Gearbeitet wird mit digitaler Fotografie. Der Lernprozess verläuft prozess- und handlungsorientiert. Die digitalen Bilder werden mit Adobe Photoshop bearbeitet. Jeder Studierende erarbeitet in einer Kleingruppe ausgehend von den erstellten Fotografien ein Fotobuch. Hier benutzen wir die Software Designer 2.0.

Lernziel: Der inhaltliche Schwerpunkt des Seminars liegt in der aktiven Aneignung der digitalen Fotografie. Es werden die Grundlagen der Bildgestaltung und Kenntnisse der digitalen Bildbearbeitung vermittelt. Darüber hinaus geht es um die Befähigung ästhetischen Ausdrucksvermögens mit Hilfe der Fotografie und der Beurteilungskompetenz visueller Botschaften und dem Kennenlernen einer aktuellen Veröffentlichungsform im digitalen Fotozeitalter.

Literatur:
Ernst A. Weber: Sehen-Gestalten und Fotografieren, de Gruyter-Verlag. Berlin,
New York 1979
Beardsworth, John: Digitale Schwarz Weiss Fotografie für Profis, Evergreen GmbH, Köln 2008
Alfred Holzbrecher/Jan Schmolling (Hrsg): Imaging, Digitale Fotografie in Schule und Jugendarbeit, VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden 2004

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Das Geheimnis des erfolgreichen Films - PN Ba 130

Inhalte der Veranstaltung: Der amerikanische Mythenforscher Joseph Campbell untersuchte die bedeutendsten Mythen aller Völker und verglich sie miteinander. Dabei stellte er fest, daß sich bestimmte Muster bzw. Strukturen bei allen Völkern wiederholen. Diese Muster nannte er Monomythos. Hollywood, so u.a. Steven Spielberg, George Lucas und James Cameron setzten sich bewußt mit diesem Konzept, der sogenannten inneren Reise des Helden, auseinander und professionalisierten in Folge das schon vorhandene mythische Konzept der Filmgestaltung. Der Erfolg des Mainstream-Kinos ist somit keineswegs ein Zufall. Erfolgsfilme wie "Herr der Ringe" und "Harry Potter", aber auch Klassiker wie "Matrix" sind nach diesem Erfolgsmuster gestaltet. Im Verlauf des Semesters werden die 12 Phasen der Heldenreise (u.a. aktuelle Lebenswelt, Berufung, Weigerung, Übertreten der Schwelle, Annäherung an das Geheimnnis, Tod und Wiedergeburt, Erwerb des Elexiers, Letzte Prüfung, Rückkehr), die diesem Konzept zugrunde liegen, anhand vielfältiger Beispiele aus unterschiedlichen Genres belegt.

Lehrform: Es werden Filmausschnitte aus erfolgreichen Filmen gezeigt, die dann im Seminar gemeinsam analysiert werden.

Lernziel: Die Strukturen des Konzeptes der Heldenreise (Monomythos) und weiterer emotionaler Gestaltungsformen beim Film erkennen zu können. Die Regeln dieses Konzeptes sind den Zuschauern nicht bewußt, es handelt sich um sogenannte Subtexte, visuell-ästhetische Botschaften, die ihre emotionale Wirkung 'hinter dem Rücken der Zuschauer' realisieren. Diese gilt es zu decodieren.

Literatur:
Joseph Campbell: Der Heros in tausend Gestalten. Frankfurt/Main 1978.
Christian Mikunda: Kino spüren. Strategien der emotionalen Filmgestaltung. München 1986.
Franz Josef Röll: Mythen und Symbole in populären Medien. Der wahrnehmungsorientierte Ansatz in der Medienpädagogik. Frankfurt/Main 2008.
Christopher Vogler: Die Odyssee des Drehbuchschreibers: Über die mythologischen Grundmuster des amerikanischen Erfolgskinos. Zweitausendeins 2004.

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Jugend und Medien - Praxisreflexion - PN Ba 100

Inhalte der Veranstaltung: Basis dieser Veranstaltung bildet das Projekt "Jugend und Medien. In Zusammenarbeit mit unterschiedlichen Trägern der Jugendarbeit werden Jugendliche sensibilisiert, sich mit Hilfe von Medien mit sich selbst und der nahen Umwelt (Sozialraum) kreativ, spielerisch und medial auseinander zu setzen. Grundlage bildet eine visuell-ästhetische Auseinandersetzung mit der biographischen, sozialen und kulturellen Verortung der Jugendlichen in ihrem Sozialraum. Die Jugendlichen lernen dabei sich sowohl mit ihrem Lebensraum auseinanderzusetzen als auch sich Medienkompetenz anzueignen. In der ersten Phase werden mit Hilfe der Software Animoto (kostenlos im Netz) Bilderfilme erzeugt, in der zweiten Phase werden mit Google-Maps virtuelle Sozialraumkarten erstellt. Die Schüler dokumentieren ihre subjektive Lebenswelt (Orte die gefallen, verunsichern, unbekannt sind, neugierig machen, bisher ignoriert wurden). Dadurch soll auch zu einer bewussteren Wahrnehmung der Lebensumwelt beigetragen werden.

Lehrformen: Digitale Fotografie, Video, Computer, Internet im Rahmen eines handlungsorientierten medienpädagogischen Projekts.

Lernziel: Befähigung eigenständig Projekt mit Jugendlichen im Rahmen von Schulsozialarbeit zu konzeptionieren und umzusetzen.

Literatur:
Franz Josef Röll: Pädagogik der Navigation. Selbstgesteuertes Lernen mit Neuen Medien.München 2003
Jürgen Ertelt; Franz Josef Röll (Hrsg.): Web 2.0 Jugend online als pädagogische Herausforderung. München 2008

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Medienpädagogik (Jugendarbeit und Medien) - PN Ba 100

Inhalte der Veranstaltung: Basis dieser Veranstaltung bildet das Projekt "Jugend und Medien". Im theoretischen Teil der Veranstaltung werden die Grundlagen der Medienpädagogik vermittelt: Medienkompetenz und Medienbildung, Methoden der Medienpädagogik, unterschiedliche theoretischen Ansätze in der Medienpädagogik, handlungsorientierte Medienpädagogik, visuell-ästhetische Bildung, alphanumerische Bildung, informelles Lernen. Informiert wird über die Veränderung der Aneigung von Wirklichkeit durch die jeweils aktuellen Kommunikationsmittel (aktuell: Smartphone, Table, Soziale Netzwerke, WhattsApp). Damit rückt Web 2.0 bzw. Social Media ebenfalls ins Zentrum der Veranstaltung. Vor allem soll die Bedeutung der Mobilität für Jugendliche herausgearbeitet werden. Auseinandergesetzt wird sich zugleich mit der Projektmethode.

Lehrformen: Referate, Recherchen, Diskussionen, Präsentationen im Theorieteil.

Lernziele: Befähigung eigenständig Medien-Projekte mit Jugendlichen zu konzeptionieren und umzusetzen.

Literatur:
Heinz Moser: Einführung in die Medienpädagogik. Aufwachsen im Medienzeitalter. Wiesbaden 2006
Franz Josef Röll: Pädagogik der Navigation. Selbstgesteuertes Lernen mit Neuen Medien. München 2003.
Bernd Schorb; Günter Anfang; Kathrin Dremmler (Hrsg.): Grundbegriffe Medienpädagogik Praxis. München 2009
Ralf Vollbrecht; Clauda Wegener (Hrsg.): Handbuch Mediensozialisation. Wiesbaden 2009

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