Lehrplankommentierung: Franz Josef Röll - WS 09/10
Die subjektive Seite des Objektivs - PN Ma 4307a

Inhalte der Veranstaltung: Ein Foto berichtet nicht nur über den abgebildeten Gegenstand. Weit mehr berichtet ein Foto über die Person, die hinter dem Objektiv steht. Es gibt auch eine subjektive Seite des Objekts. Nicht nur die Perspektive, die Nutzung von unterschiedlichen Formen der Bildgestaltung, sondern vor allem der Umgang mit dem Raum ist zugleich ein Ausdruck der Aneingung von Wirklichkeit. Bilder sind somit auch eine Präsentationsfläche für die jeweilige Subjektivität der AutorInnen. Die AutorInnen sind mit im Bild. Im Verlauf des Seminars wird sich mit bildhermeneutischen Verfahren auseinandergesetzt. Es wird gelernt, sich dem Phänomen "Bild" auf unterschiedlicher Weise zu nähern. Ebenso wird sich mit dem Phänomen des inneren Bildes auseinandergesetzt, der These, dass aus früheren Erfahrungen erworbene "Bilder" das Wahrnehmungsvermögen leiten.

Lehrformen: Verschiedene hermeneutische Verfahren der Bildanalyse werden sowohl praktisch als auch theoretisch angewandt.

Lernziel: Ziel des Seminars ist sowohl Wahrnehmungsschulung als auch Bild-Deutungskompetenz. Gelernt werden soll welche Potentiale Bilder für die Sozialarbeit und die Bildungsarbeit haben, unter besonderer Berücksichtigung der Selbstreflexion

Literatur:
Klaus Sach Hombach: Bildwissenschaft. Frankfurt 2005
Ingrid Riedel: Bilder in Therapie, Kunst und Religion. Stuttgart 1988
Günter Spitzing: Fotopsychologie. Die subjektive Seite des Objektivs. Weinheim und Basel 1985

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Multimedia - Der virtuelle Fachbereich - PN Ba 1603

Inhalte der Veranstaltung: Die Hyperstruktur von Multimedia erlaubt es, Bilder, Texte, Töne und Grafiken in einer bisher nicht bekannten Weise miteinander zu verzahnen. Durch die Beachtung der Interaktivität kommt es beim Produzieren zu einer Simultaneität von Generierung, Gestaltung und Verknüpfung von audiovisuellen Materialien. Produzieren, Konsumieren und Reagieren verschmelzen miteinander. Die früher übliche Trennung zwischen Produzenten und Rezipienten wird aufgehoben. Jeder ist Konsument und kann problemlos zum Produzenten werden. Jegliches Ergebnis ist "nur" der aktuelle Zwischenstand eines in einem permanenten Prozess entstehenden Produkts. Jede Seite, jedes Bild, jeder Ton kann jederzeit aus dem Ensemble herausgelöst und mit anderen Materialien verknüpft werden. Jede einzelne Grafik, jedes einzelne Bild kann Ausgangspunkt einer Entfaltung der Hyperstruktur bilden und damit dazu beitragen, ein beliebig verknüpfbares variables Hypertext-System zu schaffen. Prozesshaftigkeit, Unabgeschlossenheit und Interaktivität können als wesentliche Aspekte der Struktur von multimedialem Lernen bezeichnet werden.

In früheren Semestern wurde von StudentInnen eine Multimedia-CD mit dem Titel "Der virtuelle Fachbereich" produziert. Der Inhalt dieser CD ist eine Selbstdarstellung des Studiengangs Soziale Arbeit an der Hochschule Darmstadt. Das Besondere an der Produktion ist der Versuch, den Fachbereich, den Studiengang und die Studiensituation mittels einer audio-visuell-ästhetischen virtuelle Begehung darzustellen. Im Verlauf des Semesters soll die CD "reloaded" werden.

Lehrformen: Im Verlauf des Seminars werden neue Lernformen erprobt. Bei diesem Seminar wird vom klassischen Prinzip der Instruktion abgewichen. Im Zentrum steht das Konzept des konstruktiven Lernens.Die StudentInnen arbeiten weitgehend selbständig. Der Dozent hat weniger eine wissensvermittelnde, als eine lernfördernde Rolle. Er versteht sich als Navigator eines subjektzentrierten Lernprozesses.

Lernziele: Die Teilnehmerinnen lernen wie mit Hilfe der Autorensoftware Mediator 8 Pro ìnteraktive CD's hergestellt werden können. Es wird gelernt digital zu Fotografieren, die Bilder über Bildbearbeitung zu verändern und in eine CD einzubinden. Diese Kompetenzen sind die Ausgangsbedingung für den Erwerb von Medienkompetenz.

Literatur:
Franz Josef Röll: Pädagogik der Navigation - Selbstgesteuertes Lernen mit Neuen Medien. München 2003

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Digitale Multivision - Ton-Dia reloaded - PN Ba 1603

Inhalte der Veranstaltung: Ton-Diaschauen waren in den 60er Jahren eine beliebte medienpädagogische Methode. In den 70/80er Jahren wurde sie von der Ton-Dia-Multivision abgelöst. Bei dieser Methode wurde mit mehreren Projektoren in Überblendtechnik (in der Regel) auf eine Bildfläche projiziert, wobei Computer die Wechsel der Bilder, die in engem Kontext zum Ton standen, steuerten. Die besondere Wirkung dieser Methode liegt in der ästhetischen Wirkung von groß projizierten Einzelbildern und der Verbindung dieser Einzelbilder zu einer rhythmischen Erzählung. Die Zuschauer können Bild für Bild in die inhaltliche, gestalterische und symbolische Bedeutung des einzelnen Dias eintauchen. Gleichzeitig ermöglicht die Überblendtechnik bei einem fließenden Bildwechsel Effekte, die mit dem Begriff 'Das Dritte Bild' beschrieben werden. Mittels der Überblendung entsteht zwischenzeitlich ein virtuelles Bild, das Elemente des vorherigen und des nachfolgenden Bildes enthält. Bei einer Ton-Dia-Multivision geht es somit nicht um die Darstellung von schönen Einzelbildern. Gefordert ist ein In-Bezug-Setzen der Bilder zu einem Gesamteindruck. Die unter systematischen Gesichtspunkten in eine Reihenfolge gebrachten Bildsequenzen können mit einer Tonfolie (Originalton, Text und/oder Musik) zu einem synthetischen Gesamtwerk zusammengefügt werden. Durch den Siegeszug der digitalen Fotografie verlor die Multivisionstechnik in den 90er Jahren ihre Bedeutung. Aktuell kommt es durch digitale Präsentationstechniken und geeignete Software (mObjects) zu einer Chance, dieses Medium auf digitaler Basis zu "reloaden". Durch die digitale Technik erweitern sich sogar die Ausdrucksformen. Text, Bild, Grafik, Ton und Film können in das zu schaffende Produkt eingebunden werden.

Lehrformen: Es wird in Kleingruppen gearbeitet. Jede Gruppe hat die Aufgabe eine kleine Multivisionsschau zu einem sozialpädagogischen Thema herzustellen.

Lernziele: Im Verlauf des Seminars werden die Grundlagen der digitalen Fotogafie und des digitalen Tonschnitts vermittet. Diese Kompetenzen bilden dann die Grundlage, um abschließend zu lernen wie eine Multivisionsschau programmiert wird. Gleichzeitig werden im Verlauf des Seminars die Grundlagen ästhetischen Gestaltens und dramaturgischer Ausdrucksformen vermittelt.

Literatur:
Franz Josef Röll; Hildegard Wolf: Bildgestaltung in der AV-Fotografie: 1. Die subjektive Seite des Objektivs. In: Dia-Magazin, Heft 3/1994, S. 29-32. / 2. Strukturelle Grundlagen visuellen Gestaltens. In: Dia-Magazin, Heft 4/1994, S. 5-8. / 3. Die perfekte Überblendung entsteht im Kopf der Zuschauer. In: Dia-Magazin, Heft 1/95, S. 22-26. / 4. Farben sind wie Klänge eines Musikinstrumentes. In: Dia-Magazin, Heft 2/95, S. 32-36.
Franz Josef Röll: Grundlagen erfolgreicher Ton-Dia-Produktionen. Hinweise zum Subtext medienpädagogischer AV-Arbeiten. In : Medien Praktisch: 2/1992, S. 7-13.Franz Josef Röll: Polyvision und Multivision. Abbilder im Dschungel von Bild-Klang-Welten. In: Dieter Baacke, Michaela Thier (Hrsg.): Kreative Medienarbeit - Perspektiven jugendlicher Produzenten in den neunziger Jahren, Bielefeld 1992, S. 91-101.
Heiko Beyer: AV-Schauen mit mobjects. 11 Teile, In: Fotoforum Heft 1/2007-5/2008.

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Medienpädagogische Methoden in der Sozialpädagogik - PN Ba 1611

Inhalte der Veranstaltung: In allen (mir) bekannten Veröffentlichungen über Methoden der Sozialen Arbeit taucht der Begriff Medienpädagogik als Methode nicht auf. Der kürzlich von Ulrich Deinet herausgegebene Sammelband über sozialräumliche Jugendarbeit bildet eine Ausnahme. Obwohl die Freizeit von Kindern und Jugendlichen weitgehend von Medien beeinflusst wird, verzichtet die Sozialpädagogik darauf, Medien als Instrument von Erkenntnis, Reflexion und Handlungskompetenz zu nutzen. Die bisherigen Konzepte der Sozialen Arbeit setzen sich nicht mit der Relevanz, die Medien auf Wahrnehmung, Bewusstsein und Handeln des sozialpädagogischen Klientel ausüben, auseinander. Die Tatsache, dass der Lebensalltag des Klientels der Sozialpädagogik mit Medienerfahrungen durchdrungen ist, wird nicht genutzt. Ebenso werden die in der sozialpädagogischen Praxis in verschiedenen Arbeitsbereichen (Einzelfall, Gruppenarbeit und Gemeinwesenarbeit) mit Erfolg eingesetzten medienpädagogischen Modelle nicht zur Kenntnis genommen.

Lehrformen: Anhand verschiedener Arbeitsfelder (u.a. Kinder- und Jugendarbeit, allgemeine Gesundheitserziehung, Sexualpädagogik, AIDS- und Suchtprophylaxe) wird gezeigt, wie Medienpädagogik als Methode in der Sozialen Arbeit Bedeutung erlangen kann. Die unterschiedlichen Methoden werden nicht nur vorgestellt, sondern teilweise auch eigenständig ausprobiert.

Lernziele: Gelernt werden soll transversalen Lernen, d.h. die Befähigung unterschiedliche Themen, Disziplinen und Kompetenzen miteinander zu verknüpfen. Gelernt werden soll ebenso, dass medienpädagogische Methoden Chancen bieten, neue Lernfelder zu erschließen und reflektierte Handlungsprozesse zu initiieren.

Literatur:
Franz Josef Röll (im Auftrag der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung: Wie Filme Wirkung zeigen. Neue medienpädagogische Konzepte und Methoden am Beispiel ausgewählter Filme der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung. Ein Handbuch für den Einsatz von Filmen zur gesundheitlichen Aufklärung. Köln 1999.
Franz Josef Röll: Pädagogik der Navigation. Selbstgesteuertes Lernen mit Neuen Medien. München 2003.

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Konzepte in der Jugendarbeit (eLearning) - PN Ba 1613

Inhalte der Veranstaltung: Zu Beginn des Semesters wird das inhaltliche Rahmenkonzept vorgestellt. Es wird erläutert, welche Ideen und Vorstellungen es in der Jugendarbeit bisher gab bzw. gibt. Die unterschiedlichen Theorien und Konzepte werden zur Diskussion gestellt. Inhaltlich kann es sowohl um die Geschichte der Jugendarbeit gehen, die theoretische Konzeptentwicklung als auch um Konzeptrealisierungen (handlungsorientierte Modelle in der Jugendarbeit). Die Studierenden entscheiden sich für die selbstständige Bearbeitung eines Moduls. Es kann alleine und in Kleingruppen gearbeitet werden. Es können Module bearbeitet, die bisher noch nicht aufgeführt sind, wenn es in den Themenkontext passt. Es kann auch an Modulen gearbeitet werden, die bereits bearbeitet wurden. Es wird ein so genannter "lernender Text" produziert. Angeknüpft wird an den Arbeitsergebnissen früherer Seminare und zukünftige Studierende werden von den Arbeitsergebnissen profitieren, die im Verlaufe dieses Semesters erstellt werden.

Lehrform: Diese Lehrveranstaltung wird als Web 2.0 Seminar angeboten. Der Lehrstoff (content) wird nicht zur Verfügung gestellt, sondern von den StudentInnen in Kleingruppen selbstständig erarbeitet. Technische Grundlage des Seminars bildet ein Wikimediasystem, vergleichbar mit Wikipedia, das es erlaubt, jederzeit und ortsungebunden den Lehrstoff verändern zu können.

Lernziel: Jede Arbeitsgruppe setzt sich mit einem theoretischen Ansatz bzw. Konzept aus der Jugendarbeit auseinander und produziert in dem Wiki interaktive Lernmodule, die die Basis eines zu erstellenden E-Learning-Kurses bilden.

Literatur:
Jürgen Ertelt; Franz Josef Röll (Hrsg.): Web 2.0: Jugend online als pädagogische Heraus-forderung. München 2008
Erwin Abfalterer: Foren, Wikis, Weblogs und Chats im Unterricht. Innsbruck 2007.

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Jugendarbeit und Medien - PN Ba 1614

Inhalte der Veranstaltung: Basis dieser Veranstaltung bildet das Projekt "Medienpädagogik". In drei verschiedenen Jugendzentren werden mit den Jugendlichen in Rahmen von Projekten Multimedia-CD's erstellt. Grundlage bildet eine visuell-ästhetische Auseinandersetzung mit der biographischen, sozialen und kulturellen Verortung der Jugendlichen in ihrem Sozialraum. Die Jugendlichen lernen dabei sich sowohl mit ihrem Lebensraum auseinanderzusetzen als auch sich Medienkompetenz anzueignen.

Lehrformen: Digitale Fotografie, Computer, Video im Rahmen eines handlungsorientierten medienpädagogischen Projekts.

Lernziel: Befähigung eigenständig Projekt mit Jugendlichen im Rahmen offener Jugendarbeit zu konzeptionieren und umzusetzen.

Literatur:
Franz Josef Röll: Pädagogik der Navigation. Selbstgesteuertes Lernen mit Neuen Medien.München 2003.
Jürgen Ertelt; Franz Josef Röll (Hrsg.): Web 2.0: Jugend online als pädagogische Herausforderung. München 2008

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Morphologie des Fernsehens - PN Ba 1617

Inhalte der Veranstaltung: Am Beispiel des Fernsehens lässt sich verdeutlichen was Marshall Mc Luhan meinte als er die These aufstellte "Das Medium ist die Botschaft". Wie kein Medium vorher hat das Fernsehen unsere Aneignung von Wirklichkeit verändert. Ausgehend von der Architektur der Wohnzimmer bis hin zur Tagesablaufgestaltung prägt dieses Medium unser Alltagsverhalten. Umgekehrt lässt sich feststellen, dass sich die jeweiligen gesellschaftlichen Problem- und Diskussionsfelder in den Sendungen nachweisen lassen.

Lehrformen: Im Verlauf des Seminars wird die Geschichte des Mediums Fernsehen dargestellt, ausgehend von seinen Anfängen bei den Nationalsozialisten, die eigentliche Startphase in den 60er Jahren, über die Privatisierung (Kommerzialisierung) Mitte der 80er Jahre bis heute. Ein besonderes Augenmerk gilt den aktuellen Tendenzen des Mediums Fernsehens, die sich mit den Stichworten Personalisierung, Emotionalisierung und Ästhetisierung kennzeichnen lassen. Aus diesem Grunde werden spezielle Sendeformen analysiert, wie z.B. Reality TV, Spartenkanäle (Kinderfernsehen), Soap operas, Talk- und Unterhaltungsshows und Spartenkanäle. Einen besonderen Schwerpunkt erhalten Talkshows und Soap-Operas, die sich längst als alternative Berater und Therapeuten dem potentiellen Klientel der Sozialpädagogen anbieten.

Lernziel: Ziel des Seminars ist es die Rolle des Mediums Fernsehen als "Deutungsmaschine" für gesellschaftliche Normen und Werte (und damit auch als Herrschaftsinstrument) zu erkennen und die Relevanz dieses Mediums bezogen für die Kommunikationskultur und die Identität insbesondere von Kindern und Jugendlichen herauszuarbeiten.

Literatur:
Joan Kristin Bleicher: Fernsehen als Mythos - Poetik eines narrativen Erkenntnissystems. Opladen/Wiesbaden 1999 Ralf Kaumanns: Auslaufmodell Fernsehen?: Perspektiven des TV in der digitalen Medienwelt. Wiesbaden 2008
Peter-Paul Kubitz: Der Traum vom Sehen - Zeitalter der Televisionen. Berlin 1997

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