Vorlesungen - WS 2000/2001

Der virtuelle Fachbereich

Kindersoftware-Evaluation

Popkultur und Identität

Einführung in die Ton-Dia-Multivision

Anschaulisches Denken

Werbung - die heimlichen Verführer

 

 

Der virtuelle Fachbereich

Nach Auffassung einiger Experten wird die Computerkultur und speziell das Internet die bisherigen Methoden des Lernens verändern. Von der Instruktion zum konsturuktiven Lernen lauten die Schlagworte. Ziel ist die Schaffung einer Lernumgebung, in der die StudentInnen weitgehend selbständig lernen, sich mit Informationsquellen auseinanderzusetzen, zu analysieren und zu synthetisieren. Auch die Rolle der DozentInnen wird sich nach dieser Auffassung ändern, vom wissensvermittelnden hin zum lernfördernden Dozenten(in). Die DozentInnen werden zum Navigator eines subjektzentrierten Lernprozesses.

Im Verlauf des Seminares sollen erste Erfahrungen mit dieser neuen Lernform gseammelt werden. Es werden zwei Produkte erstellt: Internet-Webseiten (Internet) und eine Multimedia-CD über den Fachbereich Sozialpädagogik an der FH Darmstadt. Beide Produkte sollen als virtuelle Begehung gestaltet werden, d.h. es geht um eine visuell-ästhetische Präsentation. Vermittelt wird, wie mit Hilfe der Software Dreamweaver Webseiten für das Internet produziert und mit Hilfe von Mediator 5 Pro Multimedia-CD's hergestellt werden können. Die Teilnahme bei diesem Seminar ist auf 12 Personen beschränkt.
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Kindersoftware-Evaluation

Welches Bild haben die ProduzentInnen von Computersoftware von den Wahrnehmungsstrukturen von Kindern ? Läßt sich anhand von Produkten, die für Kinder konzipiert werden, ein Wandel in der Spielkultur von Kindern erkennen ? Welches Verständnis von Lernen aktualisiert sich in der aktuellen Edutainment-Software ? Dies sind Fragen, die während des Semester im Rahmen eines (kleinen) Forschungsprojektes nachgegangen wird. Es wird (nur am Rande) über Forschungsprojekte berichtet. Die TeilenhmerInnen des Seminares werden selbst zu Forschern und evaluieren aktuelle Computersoftware.

Im Verlauf des Seminares werden in einem eigenständigen Lernprozeß unterschiedliche Kindersoftware (Spiel- und Edutainmentprogramme) untersucht. Kindergruppen werden in die FH eingeladen und die Studenten erhalten die Gelegenheiten ihre Forschungsergebnisse durch konkrete Erfahrung mit Kindern zu überprüfen. Am Ende wird ein Bewertungsprofil über die untersuchte Software entwickelt. Die Ergebnisse werden dann im Internet veröffentlicht.
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Popkultur und Identität

(Pop-)Musik erschließt bei Jugendlichen ein weites Feld ästhetischer Erfahrung in der lebensweltlichen Wirklichkeit. Die neue Pop- und Rockmusikströmungen seit den 50er Jahren haben nicht nur zu einer Neuordnung des kulturellen Territoriums in modernen Gesellschaften geführt, sondern auch zu neuen Wahrnehmungsformen. Das Pop-Teritorium durchlagert unsere Gegenwartskultur und hat damit alte Hierarchien in Frage gestellt. Ein wesentlicher Effekt ist die Amalgamisierung, die Auflösung von hochlegitimierter und niedriglegitimierter Kultur. Ein weiterer Effekt ist das Prinzip der Bricolage und die Sampling-Technik, die Neuanordnung und Rekontextualisierung von Objekten, Tönen und (Lebens-)Stilen (z.B. Punks, Hip Hop, Techno).

Im Verlauf des Semesters soll gezeigt werden wie seit den Fünfziger Jahren bis heute Musik bei Jugendlichen als Symbol von Lebensausdruck Gestalt erhält. In Verbindung mit der Musik werden die grundlegenden jugendkulturellen Entwicklungen der letzten Jahrzehnte sowie die entsprechenden sozialpolitischen Bezüge aufgezeigt. Vom Rock n' Roll, über den Rythm' Blues, den Beat, den Rock, Heavy Metal, Hip Hop und Techno werden Musikstile vorgestellt und deren Bezüge zur Identitätsbildung für Jugendliche und deren jeweilige Subkultur erarbeitet.
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Einführung in die Ton-Dia-Multivision

Die Faszination der Ton-Dia-Multivision beruht auf der ästhetischen Wirkung von groß projizierten Einzelbildern und der Verbindung dieser Einzelbilder zu einer rhythmischen Erzählung. Die Zuschauer können Bild für Bild in die inhaltliche, gestalterische und symbolische Bedeutung des einzelnen Dias eintauchen. Gleichzeitig ermöglicht die Überblendtechnik bei einem fließenden Bildwechsel Effekte, die mit dem Begriff 'Das Dritte Bild' beschrieben werden. Mittels der Überblendung entsteht zwischenzeitlich ein Bild, das Elemente des vorherigen und nachfolgenden Bildes enthält, ein virtuelles Bild. Bei einer Ton-Dia-Multivision geht es somit nicht um die Darstellung von schönen Einzelbildern. Gefordert ist ein In-Bezug-Setzen der Bilder zu einem Gesamteindruck. Die unter systematischen Gesichtspunkten in eine Reihenfolge gebrachten Bildsequenzen können mit einer Tonfolie (Originalton, Text und/oder Musik) zu einem synthetischen Gesamtwerk zusammengefügt werden.

Im Verlauf des Semesters wird in Kleingruppen gelernt eine Ton-Dia-Multivision mit vier Projektoren herzustellen. Ebenso wird gelernt digital Töne miteinander zu vermischen. Das Seminar wird teilweise als Blockveranstaltung angeboten. Die Teilnehmerzahl ist auf 12 Personen beschränkt.
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Anschaulisches Denken

Seit etwa 250 Jahren beruht unser gesamtes Erziehungssystem auf der Vermittlung von Wort und Zahl. In anerkannten wissenschaftlichen Studien (Whorf, Sapir) werden Sprache und Denken synonym benutzt. Nach neueren Forschungen verfügt der Mensch jedoch über zwei (voneinander unabhängige) Systeme der Verarbeitung von Information: über die linke Gehirnhälfte wird eher das diskursive Denken und über die rechte Gehirnhälfte die präsentative Logik (Bildlogik) gefördert. Zunehmend nehmen Jugendliche, geprägt durch unsere massenmediale Gesellschaft, Alltagsrealität über Bilder auf. Jugendliche verfügen daher über eine andere Aneignungsweise von Realität, die in der Regel von Erwachsen nicht verstanden (decodiert) wird und daher auf Ablehnung stößt (z.B. Videoclipkultur, Technomusik).

Im Verlauf des Seminars wird der Unterschied zwischen diskursivem (Erwachsene) und präsentativem Denken (Jugendliche) veranschaulicht. Entgegen der klassischen Auffassung, daß Denken und Sprache eine Einheit bilden, wird gezeigt, daß es auch eine Verbindung von Wahrnehmung und Denken gibt und Jugendliche (in ihrer spezifischen Weise) ebenso komplex denken können wie Erwachsene. Dabei werden sowohl Grundlagen gestaltpsychologischer Forschungen präsentiert, als auch neue Lern-Modelle, wie z.B. Mindmaps und Clustering-Methoden, die zeigen, daß ana-logisches Denken eine angemessene Antwort auf die veränderten Wahrnehmungsweisen von Jugendlichen bilden kann.
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Werbung - die heimlichen Verführer

Werbung ist zu einem wichtigen Bestandteil unserer Medienkultur geworden. Betrachtet man die Werbespots in einer historischen Perspektive wird deutlich, daß ihr die Funktion einer Kommunikationskultur zukommt. Insbesondere im Rückblick wird deutlich, daß sich durch die Werbung der Zeitgeist unvermittelt zeigt. Die Notwendigkeit der Erzeugung folgenreicher Aufmerksamkeit zwingt das Werbesystem zu einer genauen Beobachtung seiner Klientel. Werbesysteme sind voluminöse Resonanzkörper, ein Indikator sozialen und kulturellen Wandels. Die knappe Aufmerksamkeit und die Konkurrenz von Angeboten erzwingt ein genaues Treffen des Zeitgeistes, der die Kultur einer Gesellschaft kommunikativ manifestiert. Das Problem der Werbetreibenden liegt jedoch nicht nur darin, den Zeitgeist zu treffen, sie müssen darüber hinaus in ihren Spots an globale Wahrnehmungsmuster appellieren, die auf generalisierbare Muster der Bearbeitung treffen. Es müssen daher immer auch Motive und Bildwelten auftauchen, die an der Tiefenstruktur menschlicher Daseinsbewältigung orientiert sind. Im Verlauf des Seminars wird gezeigt, mit welchen visuellen, ästhetischen und psychosuggestiven Mitteln die Werbung arbeitet, um ihre Produkten, verpackt in Sinnangeboten zu verkaufen. Gezeigt wird, wie die Polyfunktionalität der Werbung durch die Ästhetisierung verstärkt wird. Ebenso wird reflektiert, wie die Polysinnlichkeit der neuen Spots sich mit religiösen Motiven verbindet.
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