Lehrplankommentierung: Franz Josef Röll - SS 2020
Biografie, Identitätskonstruktionen und Entgrenzung - PN Ma 4306a

Inhalte der Veranstaltung: Der Begriff Entgrenzung steht für die Aufhebung oder Auflösung von Grenzen. Dies bezieht sich auf Politik, Ökonomie und Gesellschaft. Zunehmend lösen sich traditionale Strukturen auf. An die Stelle treten sich permanent veränderte Strukturen, Richard Sennet spricht vom "flexiblen Kapitalismus". Wie sich diese Entwicklung auf die Biografie und die Identitätsstrukturen auswirkt ist Gegenstand des Seminars. Reflektiert werden die unterschiedlichen Dimensionen und Spannungsfelder, die in eine professionelle Beziehungsgestaltung eingebunden sind: Autonomie und Abhängigkeit, Macht und Ohnmacht, eigener biographischer Hintergrund, persönliche und professionelle Identität, ethische Grundhaltung, die zunehmende Auflösung von (zeitlichen, räumlichen, sachlichen usw.) von Strukturen der sozialen Arbeit.

Lehrformen: Seminar, Übung, Selbststudium, Reflexion.

Lernziele: Bei der Lehrveransaltung geht es um die vertiefte Weiterqualifizierung für die unmittelbare praktische Arbeit mit den Adressatinnen und Adressaten der Sozialen Arbeit. Die Studierenden sollen sich (selbst)reflexiv mit aktuellen gesellschaftlichen Diagnosen im Kontext von Biografie, Identitätskonstruktion und Entgrenzung auseinandersetzen. Die Darstellung von Projektbeispielen dient dazu die Theorie mit Praxiserfahrungen zu verknüpfen.

Literatur:
Christina Hölzle; Irma Jansen (Hrsg.): Ressourcenorientierte Biografiearbeit. Wiesbaden 2009.
Reinhold Sackmann: Lebenslaufanalyse und Biografieforschung: Eine Einführung. Wiesbaden 2007.
Heinz Abels: Identität. Wiesbaden, 2. Aufl. 2010.
Heiner Keupp: Identitätsarbeit heute: Klassische und aktuelle Perspektiven der Identitätsforschung. Frankfurt 2009.
Ulrich Beck; Christof Lau: Entgrenzung und Entscheidung. Was ist neu an der Theorie reflexiver Modernisierung? Frankfurt 2004.
Georg Kneer; Markus Schroer; Erhard Schüttpelz: Bruno Latours Kollektive: Kontroversen zur Entgrenzung des Sozialen.

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Zur Transformation von Lebenswelten durch die Digitalisierung - GenBez M9

Inhalte der Veranstaltung: Die Digitalisierung unserer Gesellschaft hat Auswirkungen auf die Institutionen der Sozialen Arbeit (Organisation, Fallmanagement), die Klientel der Sozialen Arbeit (Veränderung de Seh- und Wahrnehmungsweisen) und auch auf das Selbstverständnis der Fachkräfte. YouTube-Kanäle, WhatsApp- und Instagram-Gruppen ermöglichen niedrigschwellige Zugänge zu Kindern und Jugendlichen. Pädagogische Fachkräfte können als "Freunde" in Netzwerken mit jungen Menschen kommunizieren. Neue Teilhabemöglichkeiten (z.B. Kanal auf YouTube betreiben, Wahl-o-Mat installieren) und neue Projekt- und Arbeitsformen (Barcamps oder LAN-Party organisieren) sowie neue Kontakträume (digitale Beratung, mobile Jugendarbeit, kooperative Projekte mit Wikis) verändern das bisherige Verständnis professionellen Handelns. Zudem eröffnen sich für die Jugendlichen translokale Kontakte. Sie können ortsunabhängig auf Angebote der Jugendarbeit zurückgreifen, wodurch neue Zielgruppen erreicht werden können. Die Verknüpfung digitaler Welten mit der aufsuchenden Arbeit im Sozialraum (Streetwork) verändert ebenso das Anforderungsprofil der Fachkräfte.

Lehrformen: Interaktive Vorlesung (sokratische Methode), ergänzt mit ausgewählten medialen Ergänzungen.

Lernziele: Im Verlauf des Seminars wird anhand verschiedener Praxisfelde aufgezeigt, wie die digitalen Medien die Lebenswelt beeinflusst und welche Auswirkungen dies sowohl für die Profession der Sozialen Arbeit als auch auf die Generationsbeziehungen hat.

Literatur:
Nadia Kutscher / Thomas Ley /Udo Seelmeyer / Friederike Siller /Angela Tillmann / Isabel Zorn (Hrsg.): Handbuch Soziale Arbeitund Digitalisierung. Beltz/Juventa 2020
Franz Josef Röll (2019): Herausforderungen und Chancen von Neuen Medien in Schule und Sozialer Arbeit. In: Sozialmagazin, Heft 1-2/2019, S. 88-93.
Stalder, Felix (2017): Kultur der Digitalität. 2. Aufl. Berlin: Suhrkamp 2016.

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Die Fälscherwerkstatt - PN Ba 30

Inhalte der Veranstaltung: Ein Foto bildet scheinbar die so genannte "Realität" ab. Dies bringt uns dazu, eine immanente Beziehung zwischen dem Foto und dem, was es abbildet herzustellen. Wir neigen dazu, den Fotos Wahrheitsanspruch zuzuschreiben. Fotos sind daher schon immer ein bewährtes Mittel der Manipulation (Politik) und Verführung (z.B. Werbung). Noch nie war es ratsam Fotos zu trauen, da durch die Perspektive, Abbildungsmaßstab, Gestaltung die Wahrnehmung des jeweiligen Objekts bei jedem Foto die aufgenommene Realität verändert wird. Spätestens durch die Möglichkeit der Digitalisierung ist die Möglichkeit durch Bilder zu täuschen grenzenlos geworden. Durch die "einfachen" Möglichkeiten der digitalen Bildveränderung lassen sich Bilder problemlos verändern. Die Tricks der Fälscher lassen sich am besten durchschauen, wenn man sie selbst anwendet.

Lehrformen: Im Verlauf des Seminars werden die Grundlagen der Bildgestaltung gelernt und damit die Kompetenz der visuellen Ausdrucksform. Es werden mit digitaler Fotografie Fotorecherchen unternommen. Anschließend werden die Bilder mit Hilfe der Bildbearbeitungssoftware Photoshop bearbeitet.

Lernziele: Im Verlauf des Seminars wird gelernt, wie Fotos ästhetisiert werden können, wie z.B. mit den Funktionen Radieren, Verwischen, Stempeln und Überlagern Bilder verbessert bzw. gewandelt werden. Selbst die Integration von Fremdbildern ist möglich. Gleichzeitig werden im Verlauf des Seminars die Grundlagen ästhetischen Gestaltens vermittelt. Ebenso wird gelernt wird, wie Bilder mit Mitteln der Bildgestaltung psychoemotional aufgeladen werden. Dabei gilt es drei Aufgaben zu bewältigen. Ein Bild soll Fälschungen enthalten, die aber von Betrachtern nicht zu erkennen sind, ein Bild soll eine sozialpolitische Montage enthalten (mittels Bilddiskurs gilt es eine visuelle sozialpolitische Botschaft zu generieren), ein Bild soll im Stil von Escher eine Perspektiventäuschung enthalten.

Literatur:
David duChemin: Sehen und Gestalten. Heidelberg 2014
Tilo Gockel: Adavanced Photoshop: Profitricks für die Bildbearbeitung mit Photoshop und Co. Heidelberg 2018
Alfred Holzbrecher; Jan Schmölling (Hrsg.): Imaging. Digitale Fotografie in Schule und Jugendarbeit. Wiesbaden 2004.

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