Lehrplankommentierung: Franz Josef Röll - SS 2018
Biografie, Identitätskonstruktionen und Entgrenzung - PN Ma 4306a

Inhalte der Veranstaltung: Der Begriff Entgrenzung steht für die Aufhebung oder Auflösung von Grenzen. Dies bezieht sich auf Politik, Ökonomie und Gesellschaft. Zunehmend lösen sich traditionale Strukturen auf. An die Stelle treten sich permanent veränderte Strukturen, Richard Sennet spricht vom "flexiblen Kapitalismus". Wie sich diese Entwicklung auf die Biografie und die Identitätsstrukturen auswirkt ist Gegenstand des Seminars. Reflektiert werden die unterschiedlichen Dimensionen und Spannungsfelder, die in eine professionelle Beziehungsgestaltung eingebunden sind: Autonomie und Abhängigkeit, Macht und Ohnmacht, eigener biographischer Hintergrund, persönliche und professionelle Identität, ethische Grundhaltung, die zunehmende Auflösung von (zeitlichen, räumlichen, sachlichen usw.) von Strukturen der sozialen Arbeit.

Lehrformen: Seminar, Übung, Selbststudium, Reflexion.

Lernziele: Bei der Lehrveransaltung geht es um die vertiefte Weiterqualifizierung für die unmittelbare praktische Arbeit mit den Adressatinnen und Adressaten der Sozialen Arbeit. Die Studierenden sollen sich (selbst)reflexiv mit aktuellen gesellschaftlichen Diagnosen im Kontext von Biografie, Identitätskonstruktion und Entgrenzung auseinandersetzen. Die Darstellung von Projektbeispielen dient dazu die Theorie mit Praxiserfahrungen zu verknüpfen.

Literatur:
Christina Hölzle; Irma Jansen (Hrsg.): Ressourcenorientierte Biografiearbeit. Wiesbaden 2009.
Reinhold Sackmann: Lebenslaufanalyse und Biografieforschung: Eine Einführung. Wiesbaden 2007.
Heinz Abels: Identität. Wiesbaden, 2. Aufl. 2010.
Heiner Keupp: Identitätsarbeit heute: Klassische und aktuelle Perspektiven der Identitätsforschung. Frankfurt 2009.
Ulrich Beck; Christof Lau: Entgrenzung und Entscheidung. Was ist neu an der Theorie reflexiver Modernisierung? Frankfurt 2004.
Georg Kneer; Markus Schroer; Erhard Schüttpelz: Bruno Latours Kollektive: Kontroversen zur Entgrenzung des Sozialen.

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Digitale Lebenswelten - Zum Einfluss digitaler Medien auf Wahrnehmung, Alltag und Handeln - PN GenBez M7

Inhalte der Veranstaltung: Jedes Medium begünstigt spezifische Wahrnehmungsdispositive, die die Modalitäten des Denkens und Wahrnehmens prägen. Erlebnisqualität, Teilhabe- und Realitätseindruck wer-den vom jeweiligen Dispositiv beeinflusst. Es ist ein Unterschied ob man ein Buch liest, ein Foto ansieht, einen Film anschaut oder fernsieht. Jeweils prägt das Medium die Aneig-nungsweise der RezipientInnen. Generationen, die in einem bestimmten Zeitraum aufwach-sen, sind daher in der Regel gleichzeitig mit spezifischen Erfahrungen im Umgang mit Medi-en konfrontiert. Das jeweilige dabei erzeugte Dispositiv weist in der Tendenz Ähnlichkeiten auf. Daher kann für bestimmte Zeitpunkte eine spezifische Mediengeneration vermutet werden, wenn es auch durchaus vorkommen kann, dass einige innerhalb dieser Generation sich dem jeweils dominanten Medium entziehen und daher nicht tangiert sind. Im Zentrum des Seminars steht allerdings kein Medium, sondern eine technische Kommunikationsform, die Umformung von analogen Daten in binäre Formate. Allerdings durchdringt die Digitalisierung aktuell fast alle Medien. Die aktuellen Ausdrucksformen und Auswirkungen der Digitalisierung auf die Gesellschaft (Arbeit, Wohnen, Freizeit) werden aufgezeigt und reflektiert. Ebenso werden die Bezüge zur Generationendebatte herausgearbeitet.

Lehrformen: Interaktive Lehrvorträge, Webquest, Übungen, Reflexion

Lernziele: Bei der Lehrveranstaltung soll erfahren werden, wie Generationserfahrungen durch die jeweils genutzten Medien (bzw. Techniken), im konkreten Fall die Digitalisierung, gesellschaftlich vermittelt werden. Gelernt werden soll wie technische Artefakte das Weltverständnis, aber auch das Handeln und Denken beeinflussen.

Literatur:
Verena Gonsch: Digitale Intelligenz: Warum die Generation Smartphone kein Problem, sondern unsere Rettung ist. Köln 2017
Kai Uwe Hugger (Hrsg.): Digitale Jugendkulturen., 2. Aufl. Wiesbaden 2014
Christoph Kucklick: Die granulare Gesellschaft: Wie das Digitale unsere Wirklichkeit auflöst. Berlin 2016.
Felix Stalder: Kultur der Digitalität. Frankfurt 2016.

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