Lehrplankommentierung: Franz Josef Röll - SS 2013
Biografie, Identitätskonstruktionen und Entgrenzung - PN Ma 4306a

Inhalte der Veranstaltung: Der Begriff Entgrenzung steht für die Aufhebung oder Auflösung von Grenzen. Dies bezieht sich auf Politik, Ökonomie und Gesellschaft. Zunehmend lösen sich traditionale Strukturen auf. An die Stelle treten scih permanent veränerte Strukturen, Richard Sennet spricht vom "flexiblen Kapitalismus". Wie sich diese Entwicklung auf die Biografie und die Identitätsstrukturen auswirkt ist Gegenstand des Seminars. Reflektiert werden die unterschiedlichen Dimensionen und Spannungsfelder, die in eine professionelle Beziehungsgestaltung eingebunden sind: Autonomie und Abhängigkeit, Macht und Ohnmacht, eigener biographischer Hintergrund, persönliche und professionelle Identität, ethische Grundhaltung, die zunehmende Auflösung von (zeitlichen, räumlichen, sachlichen usw.) von Strukturen der sozialen Arbeit.

Lehrformen: Seminar, Übung, Selbststudium, Reflexion.

Lernziele: Bei der Lehrveranstaltung geht es um die vertiefte Weiterqualifizierung für die unmittelbare praktische Arbeit mit den Adressatinnen und Adressaten der Sozialen Arbeit. Die Studierenden sollen sich (selbst)reflexiv mit aktuellen gesellschaftlichen Diagnosen im Kontext von Biografie, Identitätskonstruktion und Entgrenzung auseinandersetzen. Die Darstellung von Projektbeispielen dient dazu eine Theorie mit Praxiserfahrungen zu verknüpfen.

Literatur:
Margret Kaul; Winfried Marotzki: Biografische Arbeit: Perspektiven erziehungswissenschaftlicher Biografieforschung. Opladen 2002.
Reinhold Sackmann: Lebenslaufanalyse und Biografieforschung: Eine Einführung. Wiesbaden 2007.
Heinz Abels: Identität. Wiesbaden, 2. Aufl. 2010.
Heiner Keupp: Identitätsarbeit heute: Klassische und aktuelle Perspektiven der Identitätsforschung. Frankfurt 2009.
Ulrich Beck; Christof Lau: Entgrenzung und Entscheidung. Was ist neu an der Theorie reflexiver Modernisierung? Frankfurt 2004.
Georg Kneer; Markus Schroer; Erhrd Schüttpelz: Bruno Latours Kollektive: Kontroversen zur Entgrenzung des Sozialen.

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Morphologie des Fernsehens - PN Ba 1650

Inhalte der Veranstaltung: Am Beispiel des Fernsehens lässt sich verdeutlichen was Marshall Mc Luhan meinte als er die These aufstellte "Das Medium ist die Botschaft". Wie kein Medium vorher hat das Fernsehen unsere Aneignung von Wirklichkeit und damit auch unsere soziale Kommunikationskultur verändert. Ausgehend von der Architektur der Wohnzimmer bis hin zur Tagesablaufgestaltung prägt dieses Medium unser Alltagsverhalten. Umgekehrt lässt sich feststellen, dass sich die jeweiligen gesellschaftlichen Problem- und Diskussionsfelder in den Sendungen des Fernsehens nachweisen lassen.

Lehrformen: Im Verlauf des Seminars wird die Geschichte des Mediums Fernsehen dargestellt, ausgehend von seinen Anfängen bei den Nationalsozialisten, die eigentliche Startphase in den 60er Jahren, über die Privatisierung (Kommerzialisierung) Mitte der 80er Jahre bis heute. Ein besonderes Augenmerk gilt den aktuellen Tendenzen des Mediums Fernsehens, die sich mit den Stichworten Personalisierung, Emotionalisierung und Ästhetisierung kennzeichnen lassen. Aus diesem Grunde werden spezielle Sendeformen analysiert, wie z.B. Reality TV, Spartenkanäle (Kinderfernsehen), Soap operas, Talk- und Unterhaltungsshows und Spartenkanäle. Einen besonderen Schwerpunkt erhalten Talkshows und Soap-Operas, die sich längst als alternative Berater und Therapeuten dem potentiellen Klientel der Sozialpädagogen anbieten. Jeweils geht es darum das Medium als Seismograph gesellschaftlicher Veränderungen zu reflektieren. Dabei wird die Funktion des Fernsehens als Affirmation (Bestätigung) und Transformation (Wandlung) gesellschaftlicher Verhältnisse thematisiert..

Lernziele: Ziel des Seminars ist es die Rolle des Mediums Fernsehen als "Deutungsmaschine" für gesellschaftliche Normen und Werte (und damit auch als Herrschaftsinstrument) zu erkennen und die Relevanz dieses Mediums bezogen für die Kommunikationskultur und die Identität insbesondere von Kindern und Jugendlichen herauszuarbeiten.

Literatur:
Joan Kristin Bleicher: Fernsehen als Mythos - Poetik eines narrativen Erkenntnissystems. Opladen/Wiesbaden 1999
Peter-Paul Kubitz: Der Traum vom Sehen - Zeitalter der Televisionen. Berlin 1997
Karl Nikolaus Renner: Fernsehen. Stuttgart 2012.

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Funkkolleg Wirklichkeit 2.0 - PN Ba 130

Inhalte der Veranstaltung: Das Internet setzt sich mehr und mehr als neues Leitmedium durch. Die Digitalisierung erfasst alle privaten und gesellschaftlichen Lebensbereiche. Welche Vorteile und welche Risiken ergeben sich daraus? Müssen unsere Vorstellungen von Identität, Freundschaft und politischer Partizipation neu definiert werden? Was bedeutet Lernen, Kommunizieren und soziale Organisation im Netz? Welche Freiheiten hat uns die digitale Revolution gebracht? Mit welchen neuen Abhängigkeiten bezahlen wir dafür?

Verbunden ist mit dem Seminar sich zugleich neue Lehr- und Lernformen anzueignen. Es geht nicht nur um das Web 2.0. Die Veranstaltung ist zugleich eine Umsetzung von Web 2.0 - Methoden. Es handelt sich zugleich um Realtime Lernen, d.h. alle erarbeiteten Arbeitsergebnisse werden im Internet veröffentlicht. Die Veranstaltung findet in Kooperation mit dem Hessischen Rundfunk, dem Deutschen Volkshochschulverband und dem Studium Generale der Universität Frankfurt statt.

Lehrform: Der hessische Rundfunk produziert Hörfunksendungen für das Funkkolleg "Wirklichkeit 2.0" (http://funkkolleg-medien.de/). Zielgruppe sind Lehrer, Sozialpädagogen und die interessierte Öffentlichkeit. Zum Abschluss des Funkkollegs kann ein Zertifikat erworben werden. Die einzelnen Sendungen (wie z.B. Schwarmintelligenz, digitale Geschäftsmodelle, Krieg der Welten, Netzpolitik und Netzneutralität, Digitale Demokratie). Die Studenten beurteilen, ergänzen und erweitern die Hörfunkproduktionen durch so genannte Zusatzmaterialien , die auf einer Blogseite veröffentlicht werden (http://funkkolleg-medien.de/themen/). Die Hörfunksendung und die Beiträge der Studenten dienen dazu einen virtuellen Diskurs zu dem jeweiligen Themenschwerpunkt anzustossen. (Offener Online Kurs im Netz).

Lernziel: Erfahrungen sammeln mit einer Lernform der Zukunft. Befähigung zum selbstständigen Lernen und Aneignen von Inhalten. Lernen in Kooperation mit anderen Themen zu reflektieren. Virtuelle Kommunikationsprozesse initieren.

Literatur:
Stephen Downes: connectivism an connective knowledge: http://www.downes.ca/cgi-bin/page.cgi?post=58207
Jochen Robes: Microlearning und open educational resources. Neues Lernen in und mit der Datenwolke. In: hbv 4/2012 - Neue Medien als Infrastruktur des Lernens (in Druck).
Franz Josef Röll: Zum Spannungsverhältnis von organisierter Bildung und neuen Lernformen. In: Journal für politische Bildung, Neue Formate, Heft 3/2012, S. 27-39.

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Digitale Fotografie - PN Ba 1603

Inhalte der Veranstaltung: Die Fotografie hat als Medium in den letzten Jahren an Bedeutung verloren. Gleichwohl bildet sie weiterhin die Ausgangsbasis bzw. die Grundlage ästhetischer Gestaltungsformen. Zugleich hat sie eine Aufwertung als Teil von multimedialen Produktionen gefunden. Daher kann eher festgestellt werden, dass "nur" das Einzelbild an Bedeutung verloren. Durch die digitale Fotografie hat sich zugleich der Prozess der kreativen Gestaltung erweitert. Neben den Möglichkeiten mit Hilfe von Blende, Zeit, Perspektive und Bildgestaltung visuelle Botschaften zu vermitteln, eröffnet die digitale Bildbearbeitung (postproduction) vielfältige kreative Gestaltungsräume. Die Möglichkeiten visuelle Themen fotografisch zu bearbeiten, aber zugleich sie mit einer Erzählung zu verknüpfen und damit mit einem dramaturgischen Konzept zu verbinden, bietet gerade für bildungsbenachteiligten Schichten enorme Potentiale der Erfahrung von "Selbstwirksamkeit".

Lehrformen: Gearbeitet wird mit digitaler Fotografie. Der Lernprozess verläuft prozess- und handlungsorientiert. Die digitalen Bilder werden mit Adobe Photoshop bearbeitet. Jeder Studierende erarbeitet in einer Kleingruppe ausgehend von den erstellten Fotografien ein Fotobuch. Hier benutzen wir die Software Designer 2.0.

Lernziel: Der inhaltliche Schwerpunkt des Seminars liegt in der aktiven Aneignung der digitalen Fotografie. Es werden die Grundlagen der Bildgestaltung und Kenntnisse der digitalen Bildbearbeitung vermittelt. Darüber hinaus geht es um die Befähigung ästhetischen Ausdrucksvermögens mit Hilfe der Fotografie und der Beurteilungskompetenz visueller Botschaften und dem Kennenlernen einer aktuellen Veröffentlichungsform im digitalen Fotozeitalter.

Literatur:
Ernst A. Weber: Sehen-Gestalten und Fotografieren, de Gruyter-Verlag. Berlin,
New York 1979
Beardsworth, John: Digitale Schwarz Weiss Fotografie für Profis, Evergreen GmbH, Köln 2008
Alfred Holzbrecher/Jan Schmolling (Hrsg): Imaging, Digitale Fotografie in Schule und Jugendarbeit, VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden 2004

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Biografie - Digitale Multivision - PN Ba 1603

Inhalte der Veranstaltung: Facebook hat mit der Einführung der Chronik dazu beigetragen, sein das Leben auch aus der Perspekive unerschiedlicher Zeiträume zu betrachten. Im Verlauf des Seminars soll gelernt werden mit Hilfe von digitaler Multivision eine audiovisuelle Recherche zur eigenen Biografie herzustellen.

Digitale Multivisionen sind die digitale Erneuerung von Ton-Diaschauen Bei einer digitalen Multivision geht es nicht um die Darstellung von schönen Einzelbildern. Gefordert ist ein In-Bezug-Setzen der Bilder zu einem Gesamteindruck. Die unter systematischen Gesichtspunkten in eine Reihenfolge gebrachten Bildsequenzen können mit einer Tonmontage (Originalton, Text und/oder Musik) zu einem synthetischen Gesamtwerk zusammengefügt werden. Durch den Siegeszug der digitalen Fotografie verlor die Multivisionstechnik in den 90er Jahren ihre Bedeutung. Aktuell kommt es durch digitale Präsentationstechniken und geeignete Software (mObjects) zu einer Chance, dieses Medium auf digitaler Basis zu "reloaden". Durch die digitale Technik erweitern sich sogar die Ausdrucksformen. Text, Bild, Grafik, Ton und Film können in das zu schaffende Produkt eingebunden werden. .

Lehrformen: Im Verlauf des Seminares wird die eigene oder eine fremde Biografie audiovisuell gestaltet. Gelernt wird durch Erfahrung, durch Produktion. Ein Teil des Seminares findet im Block statt (Produktionsphase). Der Termin wird in Absprache mit den Teilnehmern ausgesucht.

Lernziele: Im Verlauf des Seminars werden die Grundlagen der digitalen Fotogafie und des digitalen Tonschnitts vermittet. Diese Kompetenzen bilden dann die Grundlage, um abschließend zu lernen wie eine digitale Multivision programmiert wird. Gleichzeitig werden im Verlauf des Seminars die Grundlagen ästhetischen Gestaltens und dramaturgischer Ausdrucksformen vermittelt..

Literatur:
Franz Josef Röll; Hildegard Wolf: Bildgestaltung in der AV-Fotografie: 1. Die subjektive Seite des Objektivs. In: Dia-Magazin, Heft 3/1994, S. 29-32. / 2. Strukturelle Grundlagen visuellen Gestaltens. In: Dia-Magazin, Heft 4/1994, S. 5-8. / 3. Die perfekte Überblendung entsteht im Kopf der Zuschauer. In: Dia-Magazin, Heft 1/95, S. 22-26. / 4. Farben sind wie Klänge eines Musikinstrumentes. In: Dia-Magazin, Heft 2/95, S. 32-36.
Polyvision und Multivision. Abbilder im Dschungel von Bild-Klang-Welten. In: Dieter Baacke, Michaela Thier (Hrsg.): Kreative Medienarbeit - Perspektiven jugendlicher Produzenten in den neunziger Jahren, Bielefeld 1992, S. 91-101.
Heiko Beyer: AV-Schauen mit mobjects. 11 Teile, In: Fotoforum Heft 1/2007-5/2008.

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