Lehrplankommentierung: Franz Josef Röll - SS 2004
Popkultur und Identität- 52424 / 62404

(Pop-)Musik erschließt bei Jugendlichen ein weites Feld ästhetischer Erfahrung bei der Aneignung lebensweltlicher Wirklichkeit. Die neue Pop- und Rockmusikströmungen seit den 50er Jahren haben nicht nur zu einer Neuordnung des kulturellen Territoriums in modernen Gesellschaften geführt, sondern auch zu neuen Wahrnehmungsformen. Das Pop-Territorium durchlagert unsere Gegenwartskultur und hat damit alte Hierarchien in Frage gestellt. Ein wesentlicher Effekt ist die Amalgamisierung, die Auflösung von hochlegitimierter und niedriglegitimierter Kultur. Ein weiterer Effekt ist das Prinzip der Bricolage und die Sampling-Technik, die Neuanordnung und Rekontextualisierung von Objekten, Tönen und (Lebens-)Stilen (z.B. Punks, Hip Hop, Techno).

Im Verlauf des Semesters soll gezeigt werden wie seit den Fünfziger Jahren bis heute Musik bei Jugendlichen als Symbol von Lebensausdruck Gestalt erhält. In Verbindung mit der Musik werden die grundlegenden jugendkulturellen Entwicklungen der letzten Jahrzehnte sowie die entsprechenden sozialpolitischen Bezüge aufgezeigt. Vom Rock n‘ Roll, über den Rythm‘ Blues, den Beat, den Rock, Heavy Metal, Hip Hop und Techno werden Musikstile vorgestellt und deren Bezüge zur Identitätsbildung für Jugendliche und deren jeweilige Subkultur erarbeitet.

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Anschaulisches Denken - 51417

Seit etwa 250 Jahren beruht unser gesamtes Erziehungssystem auf der Vermittlung von Wort und Zahl. In anerkannten wissenschaftlichen Studien (Whorf, Sapir) werden Sprache und Denken synonym benutzt. Nach neueren Forschungen verfügt der Mensch jedoch über zwei (voneinander unabhängige) Systeme der Verarbeitung von Information: über die linke Gehirnhälfte wird eher das diskursive Denken und über die rechte Gehirnhälfte die präsentative Logik (Bildlogik) gefördert. Zunehmend nehmen Jugendliche, geprägt durch unsere massenmediale Gesellschaft, Alltagsrealität über Bilder auf. Jugendliche verfügen daher über eine andere Aneignungsweise von Realität, die in der Regel von Erwachsen nicht verstanden (decodiert) wird und daher auf Ablehnung stößt (z.B. Videoclipkultur, Technomusik).

 

Im Verlauf des Seminars wird der Unterschied zwischen diskursivem (Erwachsene) und präsentativem Denken (Kinder, Jugendliche) veranschaulicht. Entgegen der klassischen Auffassung, dass Denken und Sprache eine Einheit bilden, wird gezeigt, dass es auch eine Verbindung von Wahrnehmung und Denken gibt und Kinder sowie Jugendliche (in ihrer spezifischen Weise) ebenso komplex denken können wie Erwachsene. Dabei werden sowohl Grundlagen gestaltpsychologischer Forschungen präsentiert, als auch neue Lern-Modelle, wie z.B. Mindmaps und Clustering-Methoden, die zeigen, dass analogisches Denken eine angemessene Antwort auf die veränderten Wahrnehmungsweisen von Jugendlichen bilden kann.

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Die Fälscherwerkstatt – Einführung in die digitale Fotografie - 1456

Ein Foto ist scheinbar ein Abbild der „Realität“. Dies bringt uns dazu, eine immanente Beziehung zwischen dem Foto und dem, was es abbildet herzustellen. Wir neigen dazu, den Fotos Wahrheitsanspruch zuzusprechen. Fotos sind daher schon immer ein bewährtes Mittel der Manipulation (Politik) und Verführung (z.B. Werbung). Noch nie war es ratsam Fotos zu trauen, da durch die Perspektive, Abbildungsmaßstab, Gestaltung die Wahrnehmung des jeweiligen Objekts bei jedem Foto die aufgenommene Realität verändert wird. Spätestens durch die Möglichkeit der Digitalisierung ist es angezeigt, keinem Bild mehr zu trauen. Durch die „einfachen“ Möglichkeiten der digitalen Bildveränderung lassen sich Bilder problemlos manipulieren. Die Tricks der Fälscher lassen sich am besten durchschauen, wenn man sie selbst anwendet. Im Verlauf des Seminars wird gelernt, wie mit Filtern Bilder ästhetisiert und mit verschiedenen Bildetagen (Integration von Fremdbildern) gearbeitet werden kann. Kennen gelernt werden die Funktionen Radieren, Verwischen, Stempeln und Überlagern Bilder. Gleichzeitig werden im Verlauf des Seminars die Grundlagen ästhetischen Gestaltens vermittelt. Ebenso wird gelernt wird, wie Bilder mit Mitteln der Bildgestaltung psychoemotional aufgeladen werden. 

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Portalästhetik - Einführung in die Webseiten-Gestaltung - 1436  

Das Medium Internet lässt sich zur Zeit als das ästhetische Leitmedium unserer Kommunikationskultur bezeichnen. Entscheidend dabei ist nicht, dass das Medium Internet die höchste Reichweite hat, sondern die zu beobachtende Tendenz, dass die jeweilige Webseite zur wesentlichen Repräsentations- und Darstellungsform von Firmen, staatlichen und privaten Institutionen, Verbänden und sonstigen gesellschaftlichen oder privaten Einrichtungen geworden ist. Kontaktaufnahme und erste Eindrücke von potentiellen Kontaktpartnern laufen mehr den je über die Webseite. Die Homepage wird zum Portal für den Eintritt in die virtuelle Kommunikationskultur. Webseitenanbieter im Internet überzeugen nicht mit ihren guten Argumenten, ob potentielle User, ihre Webseiten anschauen und lesen, sondern nur, wenn ihre Portalästhetik das Interesse der User findet. Der Ästhetik der Webseiten und insbesondere der ersten Seite sollte daher besondere Aufmerksamkeit geschenkt werden, da viele Kontakte nach einem flüchtigen Blick entscheiden, ob Sie weiter klicken.

Im Verlauf des Seminars wird mit Hilfe des Editors Dreamweaver gelernt, wie anspruchsvolle Webseiten eigenständig gestaltet werden können.

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