Fünf Uhr morgens: Mit dem Tonband folgen wir am Eingang des buddhistischen Klosters Tengpoche im Khumbu Himal den seufzenden Klängen der Muschelhörner. Sie verkünden den Mönchen den Sieg über die schamanistische Bon-Religion. Um neun Uhr rufen die Langhörner zu den rituellen Tänzen. Menschen legen prachtvolle Gewänder an, setzen sich furchterregende Masken auf und vollziehen in atemberaubenden Tänzen das göttliche Ereignis nach. Noch kann keiner wissen, dass dies für längere Zeit das letzte Mani-Rimdu-Fest sein wird. Der Abt hatte, um spendenfreudigen westlichen Besuchern den Besuch des drei Tage dauernden Festes zu ermöglichen, das Fest vier Wochen vorverlegt. Nach buddhistischem Verständnis ein Sakrileg. Drei Tage nach dem Fest brannte das Kloster aufgrund eines Kurzschlusses bis auf die Grundmauern nieder.

Neunzehn Wochen recherchierten die Autoren mit Fotokamera und Tonband in einem der geheimnisvollsten Ländern unserer Erde, dem Königreich Nepal. Im Verlauf von zwei Jahren besuchten sie zu unterschiedlichen Jahreszeiten dreimal Nepal und überquerten dabei Pässe von über 5500 Metern, um sich mit der Alltagskultur der Himalaya-Bewohner vertraut zu machen. Neben der hinduistischen Kultur der Newaris galt ihr Augenmerk insbesondere den buddhistischen Volksgruppen der Thakalis und Sherpas. Ihre Recherchen führten sie in das Annapurna- und Khumbu-Gebiet (Mt. Everest) und das Kathmandutal.

In der Ton-Dia-Multivision NEPAL – DER WEG IST DAS ZIEL sind diese Erkundungen zu einer symphonischen Montage aus Bildern und Klängen verdichtet. Die inhaltliche Aussage der Schau erschließt sich durch die Montage von (Original)Tönen und Bildern als sinnlich-emotionale Botschaft, die durch Live-Kommentare ergänzt wird. Sie versteht sich als eine künstlerische und sozial-ästhetische Annäherung. Es handelt sich um einen Versuch, Nepal von innen zu verstehen. Behandelt werden die Themen Natur und Religion, Kultur und Ökologie.

Im ersten von insgesamt vier Kapiteln zeigt die Schau die Suche des Menschen nach der Einheit mit der Natur (Buddhismus). Im zweiten Kapitel wird die ästhetische Faszination von Nepal mit Naturaufnahmen als idealisiertes Verständnis der Genesis nachgezeichnet. Der Hinduismus steht im Vordergrund des dritten Kapitels: Der Mensch greift in die Natur ein und beginnt sie zu beherrschen. Als Sühne opfert der Mensch und baut den Göttern Paläste. Das vierte Kapitel zeigt die Jetztzeit: Die Natur wehrt den Menschen ab, Erosion und Baumsterben versinnbildlichen die Entfremdung. Religion und Alltagskultur geraten in Widerspruch mit Einflüssen aus westlichen Zivilisationen


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