Vier Reisen durch Myanmar führten Prof. Dr. Franz Josef Röll nicht nur zu den kulturellen Höhepunkten. Sein Interesse an den Besonderheiten des Landes lenkten ihn auch zu weniger bekannten Zielen. In seiner Multivisionsschau gewährt der Autor einen eindringlichen Blick in die vom Buddhismus und der Nutkultur (Animismus) geprägte Kultur des Landes, das wegen der langen Abgeschiedenheit noch viel an Ursprünglichkeit bewahrt hat. Die Liebenswürdigkeit und tiefe Gläubigkeit der Menschen hinterlässt bis heute bei jedem Besucher prägende Eindrücke. Diese Erlebnisse sind in einer Musik-Bild-Montage verdichtet, ergänzt wird dieser ästhetische Teil durch einen Live-Kommentar, bei dem auch über die aktuellen Lebensbedingungen und die Auswirkungen des Zyklon berichtet wird.

Myanmar - geheimnisvolles Burma

Nach der Legende balanciert ein Haar von Buddha den goldener Felsen von Kyaikton. Tausende von Pilger fahren alljährlich zu diesem mystischen Ort, um dessen spirituelle Kraft zu spüren. In tiefer Gläubigkeit kleben sie feine Goldplättchen auf den Felsen oder bemühen sich durch Meditation spirituelle Kraft zu holen. Wenn auch dieser Ort eine besondere Ausstrahlung hat, so ist er doch nur einer von vielen mystischen und geheimnisvollen Orten in Myanmar. Im Süden des Landes gibt es viele nahezu unbekannte Orte, die einen eindrucksvollen Beleg von der tiefen Gläubigkeit der Burmesen geben. In Nawalpo beeindruckt ein zweiter goldener Felsen, vor dem majestätische Zewkabin-Gebirge stehen Hunderte von sitzende Buddhas, der Mandalafelsen von Pa'an belegt die besondere Befähigung Natur und Kultur zu einer Einheit zu verschmelzen. An den Wänden der Kawgun-Höhle sind Tausende von kleinen Buddhafiguren in den Fels gehauen, die ein beispiellose Stimmung vermitteln.

Ebenso im Süden lassen sich viele Dokumente der Spendenfreudigkeit der Burmesen bewundern. In der Nähe von Mawlamyine hat im 19. Jahrhundert ein Reishändler ein Kloster gestiftet, das unterschiedliche buddhistische Baustile vereinigt. Im Kloster Seindon sind bedeutende Schätze der buddhistischen Kultur aufbewahrt, die vor Hunderten von Jahren dem Kloster gespendet wurden. Lange Mönchsreihen, die jeweils den Spendentopf tragen, erinnern daran, dass die Mönche täglich zu den Menschen gehen und um ihr Essen bitten. Mit jeder Gabe verbessert der Geber sein Kharma und verbessert damit seine Wiedergeburt. Derjenige der schenkt ist somit der Beschenkte. Bei Mudon baut ein Abt nur von Spenden einen riesigen liegenden Buddhas (Win Sein Taw Ya). Im Körper gibt es mehrere Stockwerke. Es werden die unterschiedlichen Leben von Buddha gezeigt, zum Schluss die Hölle und am Ausgang sitzt der Abt und sammelt Spenden,

Geschichte, Gegenwart und Zukunft von Myanmar lassen sich in Yangon am deutlichsten erkennen. Bis heute dominieren die Kolonialgebäude in der Innenstadt, auch das indische Viertel gibt Hinweis auf die koloniale Zeit, da die Mehrzahl der Inder als "Bedienstete" der Englander nach Myanmar kamen. Die ersten Hochhäuser in der Nähe der Sule-Pagode und jährlich größere Werbeplakate verweisen darauf, dass Myanmar mit ganz langsamen Schritten den Weg in die Moderne beginnt. Die Gegenwart der Stadt wird von den kleinen Händlern und Geschäften bestimmt. Die Swedagon-Pagode, eine der bedeutendsten Heiligtümer Ostasiens, die Sule-Pagode und mehrere sitzende und liegende Buddhafiguren repräsentieren die religiöse Tradition dieser Stadt.

Im Westen von Myanmar liegt das untergegangene, ehemalige indische, geheimnisvolle Königreich Arakan. Unzählige Pagoden und Tempel liegen verstreut nahe der antiken Hauptstadt MraukU. In MraukU kann man wuchtige Pagoden besichtigen, die wie Wehranlagen aussehen. Doch innen entfaltet sich eine außergewöhnliche Pracht. So sind im Sithaung Tempel in dunklen Gängen 80.000 Buddhafiguren in den Stein gemeisselt. Zugleich sind an den Wänden Hunderte von Reliefs, u.a. auch mit hinduistischen Motiven. Von hier ist es möglich mit schmalen Booten die entlegenen Dörfern der Chin (hier sind die alten Frauen im Gesicht vollständig tätowiert) zu besuchen. Tod und Leben wird hier als mythischer Kreis interpretiert. Der Körper wird als Fahrzeug betrachtet, die Seele als unsterblich angesehen. Das Begräbnis von Gestorbenen wird als Fest gefeiert, damit die Seele mit einem positiven Lebensgefühl auf die "Reise" geht.

Mandaley und seine Umgebung bildet weiterhin das kulturelle und religiöse Zentrum von Myanmar. Die Gesichtswaschung der als heilig geltenden Mahamuni-Buddhastatue durch den Abt am frühen Morgen gehört zu den Höhepunkten einer Reise in das Land der goldenen Pagoden. Aber auch die Tempelanlagen von Sandamani und Kuthodaw, das Shenandaw-Holzkloster, Ausflüge nach Mingun und zur alten Könistadt Innwa belegen den Glanz der burmesischen Geschichte. Mönche in ihren roten Roben, Frauen auf Fahrrädern oder mit Kopflasten vermitteln bei Sonnenauf- und Sonnenuntergang auf der UBein-Brücke eine bezaubernde Stimmung. Am Fuße des Sagaing Hills befinden sich alte Klöster mit beeindruckenden Stuckarbeiten. Der bemerkenswerte Thanbodhay-Tempel in Monywa hinterlässt wegen der 580.000 kleinen Buddhafiguren und der diffizilen Außenarchitektur tiefe Wirkung.

Die 40 Quadratkilometer große Tempelregion von Bagan gehört zu den bedeutendsten archäologischen Stellen in Südostasien. 2.000 Anlagen sind innerhalb von 250 Jahren entstanden. Wie tief die burmesische Geschichte vom Buddhismus durchdrungen ist, lässt sich hier anhand der Malereien und Trerrakottatafeln und Steinreliefs trefflich nachvollziehen. In der Nähe von Bagan liegt das Zentrum der animistischen Nut-Kultur. Der Berg Popa, der als Monolith in einem Tal aus der Landschaft herausragt gilt als Zentrum dieser Religion, die in den Glaubenskosmos des Buddhismus integriert wurde. Nutschreine finden sich nicht nur hier. Sie sind im ganzen Land verbreitet und helfen, die (bösen) Geister zu besänftigen und die guten Geister für sich zu gewinnen.

In einer großartigen Landschaft gelegen verzaubert der Inle-See alle Besucher. Unvergesslich sind die Farbspiele, die morgens und abends auf dem See zu sehen sind und eine mystische Stimmung erzeugen. Es ist ein Ort, in dem sowohl Ruhe, Kontemplation und Entspannung erlebt werden kann und zugleich außergewöhnliche Erlebnisse möglich sind. Beeindruckend sind die bunten Märkte, Fischer, die mit den Beinen rudern, damit sie die Hände frei haben die Reusen zu setzen. Großen Eindruck hinterlässt die Fähigkeit auf dem See schimmende Gärten anzulegen, im Kloster Nga Phe Kyaung verblüffen springende Katzen sowie in Indein und in Sankar die Pagodenwälder. Geheimnisvoll sind die Pagoden von Kekku, dem zentralen Heiligtum des Pao Volkes. In de Paung Daw U Pagode sind Buddhafiguren zu besichtigten, deren Gestalt nicht mehr erkennbar ist, da die Gläubigen die Buddhas mit Tausenden von Goldblättchen beklebt haben, dass nunmehr nur noch unförmige Goldklumpen zu sehen sind.

Myitkyina ist das Zentrum des im Norden von Myanmar gelegenen Kachin-Staates. In diesem abgeschiedenen Teil des Landes leben zahlreiche Volksgruppen. Ganz in der Nähe befindet sich Myit Son, die Wiege des Irrawaddy, der mächtigen Wasserader von Myanmar. Auf dem Weg nach Bhamo fährt man durch traumhaft schöne Reisanbaulandschaften. In den Wäldern werden Elefanten als Lasttiere eingesetzt. Von Bhamo aus kann dann mit dem "local boat" in drei bis vier Tagen Mandaley erreichen.

In der Nähe von Kyaington im Westen von Myanmar leben noch viele Minderheiten. Sie leben noch in ihren traditionalen Familienverbänden, so z.B. die Padaung, die Akhas, die Ann und die so genanannten Waldmenschen. Die Mehrzahl von ihnen sind Animisten, aber es gibt auch Stämme, die den baptistischen Glauben angenommen haben. Die kulturelle Vielfalt ist einzigartig und die Befähigung dieser Völker in Einheit mit der Natur zu leben und mit einfachsten Hilfsmittel ihren Lebensunterhalt zu erwirtschaften ist bewundernswert.

Jeder Junge muss mindestens eine Woche in seinem Leben in einem Kloster zugebracht haben. Wenn er zum ersten Mal in seinem Leben ins Kloster geht findet eine Initiationsfeier statt. Wie Fürsten werden die Kinder durch die Strassen und/oder Tempelanlagen getragen. Das wichtigste Fest für die Mädchen ist die Ohrstechzeremonie.

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